© www.slonsk.de - 03/2001

  SLONSK

Oberschlesien - Land unterm Kreuz

Ein Kalendarium der Ereignisse

 1921

Datum Notiz  Kommentar

Januar

Polnische Regierung bietet Alliierten an, freiwillig bis zu zwei Prozent aller Gewinne aus einem zu bildenden Kohlenmonopol auf das Reparationskonto Deutschlands zu zahlen, sollte Oberschlesien polnisch werden.

 

5.1

Oberster Rat gibt Reglement für die Abstimmung bekannt. Wahlberechtigt ist jeder, der bis zum 31. Dezember 1920 sein 20. Lebensjahr vollendet hat. Stimmberechtigt sind: a) wer im Abstimmungsgebiet geboren ist und hier wohnt; b) wer im Abstimmungsgebiet geboren ist und nicht mehr hier wohnt; c) wer nicht im Abstimmungsgebiet geboren ist, aber hier vor dem 1. Januar 1904 seinen Wohnsitz hatte; d) wer nicht im Abstimmungsgebiet geboren ist, aber hier vor dem 1. Januar 1904 seinen Wohnsitz hatte, jedoch später von den deutschen Behörden ausgewiesen worden ist. Knapp 200.000 Einwohner im Abstimmungsgebiet dürfen aufgrund dieser Bestimmungen nicht an der Abstimmung teilnehmen.

 

11.1

Die Botschafterkonferenz kann sich nicht auf eine Ausweisung Korfantys aus dem Abstimmungsgebiet einigen.

 

15.1

DOP wird aktiv und tarnt sich als „Warschauer Industrie- und Baugesellschaft".

 

26.1

Sprawa ewentualnej waluty górno¶l±skiej - polskie wizje rozkwitu gospodatczego Górnego ¦l±ska po planowanym zwyciêstwie plebiscytowym
Artyku³ z "Gazety Ludowej" z 26 stycznia 1921 zatytu³owany "Marka górno¶l±ska"

Marka górno¶l±ska

Piotr Kalinowski

29.1

Der Völkerbund rügt die polnische Regierung wegen widerrechtlicher Behandlung der deutschen Bevölkerung in den Polen zugefallenen Gebieten.

 

Februar
4.2

Führungsstab des DOP übersiedelt nach Sosnowitz. Es richtet beim polnischen Pebliszitkommissariat in Beuthen ein Verbindungsbüro ein.

 

19.2

Abschluß eines französisch-polnischen Bündnisses.

 

20.2

Erste demokratische Wahlen zum Preußischen Landtag; der Wahlkreis Oppeln darf nicht teilnehmen.

Abschluß eines geheimen polnisch-französischen Militärbündnisses.

Oberster Rat beschließt, daß am Tag der Volksabstimmung in Oberschlesien lebende und emigrierte Wahlberechtigte gleichzeitig im Abstimmungsgebiet ihre Stimme abgeben müssen und verwirft damit die Forderung Frankreichs und Polens, die an Rhein und Ruhr lebenden Abstimmungsberechtigten vor Ort und zeitlich separat zu Oberschlesien abstimmen zu lassen (s. 25.11.1920). 

 

23.2

Die Interalliierte Abstimmungskommission benennt den 20. März als Termin für die Volksabstimmung.

 

März
1.3

Französisch-polnisches Wirtschaftsbkommen über Gründung einer gemeinsamen Bank- und Grubengesellschaft in Oberschlesien, die die nach einer eventuellen Teilung erhaltenen Gruben auf 36 Jahre pachten soll.

 

8.3

Französische Truppen besetzen Düsseldorf, Duisburg und Ruhrort.

 

10.-19.3

Eintreffen von Sonderzügen mit etwa 170.000 Abstimmungsberechtigten aus dem Reichsinnern. Aus Polen treffen fast 12.000 ein.

 

13.3

Erster Entwurf eines militärischen Operationsplanes für einen dritten Aufstand wird von Militärkreisen im polnischen Pebliszitkommissariat vorgelegt.

 

18.3

Mit Unterstützung des polnischen Geheimdienstes gelingt es französischen Truppen im Industrierevier und in den Kreisen Rybnik, Ratibor und Groß Strehlitz mehrere Waffenlager der deutschen KOOS auszuheben.

Polnisch-sowjetischer Friede von Riga.

 

20.3

Abstimmungstag: Bei einer Wahlbeteiligung von 97,8 Prozent stimmen 707.554 (59,6 Prozent) Oberschlesier für Deutschland und 478.820 (40,4 Prozent) für Polen.

Osiemdziesiata rocznica górnoslaskiego plebiscytu
www.RASlaska.org, Redakcja JS
bn

21.3

Vorläufiges Endergebnis (gegen fünf Uhr morgens) löst auf deutscher und polnischer Seite Entsetzen aus.

 

22.3

Korfanty veröffentlicht Stellungnahme, daß im östlichen Teil des Abstimmungsgebietes die polnische Seite das Plebiszit gewonnen habe. Gleichzeitig legt das polnische Pebliszitkommissariat die polnischen Territorialforderungen vor, die sogenannte „Korfanty-Linie", die 59,1 Prozent des Abstimmungsgebietes mit 70,1 Prozent der Gesamtbevölkerung umfaßt.

Französich-polnisches Wirtschaftsabkommen garantiert französischen Industriellen und Banken Erstkaufsrecht von Industriebetrieben deutscher Besitzer in Oberschlesien, die vom polnischen Staat nach einer eventuellen Teilung enteignet werden.

Der britische Außenminister Lloyd George spricht sich gegen eine Teilung Oberschlesiens aus und kritisiert indirekt französische Haltung in Oberschlesien.

Offizieller Beschluß der polnischen Regierung, militärische Operationen in Oberschlesien zu verhindern. Minister General Sosnkowski verbietet Aufstand und ermahnt die Kommandeure im Grenzbereich, Aufstandsbestrebungen nicht zu unterstützen.

 

26.3

Polnisches Außenministerium gibt geheime Direktive zur Interpretation des Abstimmungsergebnisses heraus. Diplomatische Vertreter werden angeleitet, für die Korfanty-Linie zu werben.

 

April

London zieht seine Truppen aus Oberschlesien ab, da in England soziale Unruhen wegen höchster Arbeitslosigkeit in der Geschichte des Landes drohen.

 

1.4

Die Reichsregierung veröffentlicht zwei Bände (insgesamt 787 Druckseiten) mit Zeugenberichten über Wahlbeeinflussung zugunsten der polnischen Seite im Verlauf der Volksabstimmung.

 

5.4

Oberst Graf Maciej Mielzynski wird zum Führer des DOP berufen.

 

15.4

Heftige Auseinandersetzungen während einer IK-Sitzung zwischen Franzosen und Engländer um Zukunft Oberschlesiens.

 

22.4

Endgültiger Operationsplan eines militärischen Vorgehens in Oberschlesien wird vom polnischen Verteidigungsministerium bestätigt.

 

22.4

Republika Górno¶l±ska:
Dwa niemieckie projekty rozwi±zania sprawy górno¶l±skiej

Dwa niemieckie projekty
za Goñcem ¦l±skim
Piotr IKalinowski

26.4

DOP wird den Befehlsstrukturen des polnischen Pebliszitkommissariats untergeordnet.

 

28.4

Geheimes Zusammentreffen polnischer Gruppen und Kampforganisationen, um bevorstehenden Aufstand vorzubereiten.

 

29.4

Korfanty wird aus den Reihen der IK über deren Vorschläge einer Teilung Oberschlesiens informiert.

In Beuthener Stab der DOP Zusammentreffen aller militärischer Gruppen und Kampforganisationen, wo sie von Korfanty über die Teilungspläne der IK informiert werden. Es wird der Beschluß gefaßt, in den ersten Maitagen die Korfanty-Linie zu erobern.

 

30.4

Die IK legt dem Obersten Rat zwei Teilungsvorschläge zur Entscheidung vor: a) Polen erhält das Gebiet östlich der Korfanty-Linie (Vorschlag Frankreichs) und b) Polen erhält die Kreise Rybnik und Pless sowie Teile des Kreises Kattowitz (gemeinsamer Vorschlag von Italien und England).

Im polnischen Plebiszitkommissariat in Beuthen fällt die Entscheidung, am 3. Mai, dem Jahrestag der polnischen Verfassung, mit militärischen Operationen zu beginnen, um für Polen das Gebiet östlich der Korfanty-Linie zu gewinnen. Zuvor soll im Revier der Generalstreik ausgerufen werden.

General Le Rond verläßt das Abstimmungsgebiet und begibt sich offiziell zu Gesprächen nach Paris.

 

Mai
1.5

Wojciech Korfanty berichtet in der vom polnischen Plebiszitkommissariat herausgegebenen deutschsprachigen „Oberschlesischen Grenz-Zeitung", die als kostenlose Sonderausgabe im Revier verteilt wird, unter der Überschrift „Die Diplomaten haben gesprochen" über den Teilungsvorschlag der Engländer und Italiener als endgültige Entscheidung der IK. Zudem schreibt er von einer angeblichen Verschwörung deutscher „Schlotbarone", die die Zerstörung Oberschlesiens beschlossen hätten. Deutschland wolle alle Industrieanlagen zerstören.

Deutscher Pebliszitkommissar Kurt Urbanek gibt Erklärung heraus, daß Korfantys Bericht in der Grenz-Zeitung „eine Lüge" sei.

DOP wird umgewandelt in das „Oberkommando der Aufständischen-Truppen" (NKWP).

Schloß Groß Stein wird den Dorfbewohnern geplündert.

 

2.5

Die Polnische Berufsvereinigung (ZZP) ruft den Generalstreik aus.

Polnische Regierung spricht sich öffentlich gegen einen Aufstand aus.

Nach deutschen Berichten übergibt die in Gleiwitz stationierte französische Einheit Munition und Handgranaten der lokalen POW.

Polnische Angehörige der Abstimmungspolizei (Apo) beginnen mit der Entwaffnung und Verhaftung ihrer deutschen Kollegen. Gegen Abend werden in den französisch besetzten Kreisen des Industriereviers erste Straßen und Eisenbahnlinien besetzt.

 

3.5

Zwei Uhr morgens: Polen beginnt dritten Aufstand mit angeblich 50 - 60.000 Aufständischen, polnischen Freiwilligen und Soldaten. Militärische Leitung liegt bei Oberst Graf Mielzynski (Nowina Doliwa). Ziel ist das Erreichen der Korfanty-Linie.

Aktion „Mosty": vom polnischen Militär logistisch unterstützt, gelingt die Sprengung mehrerer Eisenbahnbrücken im Hinterland, um Oberschlesien vom Reichsgebiet abzutrennen.

Königshütte wird von Aufständischen besetzt; französische Truppen schreiten nicht ein.

Beuthen wird zeitweise besetzt; französische Truppen greifen nicht ein.

Roßberg wird von Aufständischen besetzt.

Militärische Führung der IK zwingt Aufständische Rybnik, Kattowitz, Tarnowitz, Königshütte und Beuthen wieder zu verlassen. Organisation von Belagerungsringen (auch um Hindenburg und Gleiwitz).

In Ujest entwaffnen eingedrungene Aufständische 20 italienische Soldaten. In Kämpfen mit den Aufständischen verliert die italienische Armee am ersten Tag 21 Soldaten (allein 17 in Rybnik und Umgebung).

Korfanty veröffentlicht ein Manifest an das „oberschlesische Volk".

Warschau entläßt Korfanty als Pebliszitkommissar.

IK verkündet Belagerungszustand.

 

4.5

Korfanty ernennt sich zum „Diktator" der Aufständischen.

Aufständische aus Schimischow mißhandeln deutschgesinnte Einwohner in Camerau.

Landsberg wird von aus Polen einrückenden Gruppen besetzt. Bis zu ihrem Abzug am 24. Mai werden Geschäfte ausgeraubt und das Postamt zerstört.

Im Kreis Groß Strehlitz Kämpfe zwischen Italiener und Aufständische.

Kommunistische Betriebsräte gründen in Zaborze den Zentralen Arbeiterrat für Oberschlesien.

 

4.5

P. Napieralski w swem pi¶mie "Dziennik ¦l±ski" w numerze 99 zamieszcz artykulik zdrajcy ludu górnosl±skiego J. Musio³a pod tytu³em "Czy sta³em siê zdrajc±?

Czy sta³em siê zdrajc±?
Piotr IKalinowski

5.5

Aufgrund mangelnden Widerstands erreichen Aufständische die Linie Landsberg-Rosenberg-Sandowitz-Mischline-Malapane-Alt Cosel-Oder (von dort bis Oderberg).

„Londoner Ultimatum": Alliierte fordern von Deutschland Reparationssumme von 132 Milliarden Goldmark.

 

6.5

Selbstschutz Oberschlesien (SSOS) und erste in Oberschlesien eingetroffene Freiwilligenverbände werden in erste Kampfhandlungen verwickelt.

Polen erobern Guttentag. Kämpfe um Annaberg und Alt Cosel.

Korfanty fordert vergeblich Ende des Generalstreiks im besetzten Gebiet (s. Ende d.M.). Bei einem Treffen zwischen Korfanty und den polnischen Ministern Maciej Rataj und Leopold Skulski wird vereinbart, daß Aufstand Charakter einer militärischen Demonstration haben soll und nicht eines regulären Krieges. Polen erklärt gegenüber Regierungen in London, Paris und Rom, daß die Kämpfe eine selbständige Tat der oberschlesischen Bevölkerung ist.

Der geschäftsführende Reichskanzler Konstantin Fehrenbach berichtet im Reichstag über Anzeichen einer Mobilmachung in Polen und deutet Einsatz der Reichswehr in Oberschlesien an.

 

7.5

Französische Regierung gibt Deutschland die Schuld an den Unruhen in Oberschlesien. Le Rond wieder in Oppeln. Vertreter des Oberkommandos des NKWP beginnen Gespräche mit IK über Beendigung der Militäraktionen; Abschluß eines Geheimvertrages.

Leschnitz wird erobert. Schloß Stubendorf wird geplündert. Selbstschutz gelingt es, Front im Kreis Kreuzburg zu stabilisieren. Polen beschießen mit Artillerie Alt Cosel.

 

8.5

SSOS bildet drei Militärgruppen Nord, Mitte und Süd.

2. Kongreß der kommunistischen Betriebsräte.

 

9.5

Deschowitz wird erobert.

In Klein Dombrowka unterzeichnen IK und Aufständische ein Waffenstillstandsabkommen. Bedingung: Polnische Einheiten müssen sich auf die „Korfanty-Linie" zurückziehen.

Der britische Regierungsvertreter bei der IK berichtet seiner Regierung, daß die polnische Seite den Abzug britischer Truppen als Startsignal für eine militärische Lösung angesehen habe. Die Beteiligung französischer Truppen sei erkennbar und die Unterstützung Warschaus erwiesen.

 

10.5

Auftändischenverbände mißachten das Waffenstillstandsabkommen.

Pilsudski genehmigt die Verlegung von polnischen Soldaten und Offizieren sowie die Lieferung von Waffen und Munition nach Oberschlesien.

Kämpfe um Coseler Hafen sowie bei Gogolin und Rosenberg. Aufbau einer polnischen Verwaltungsstruktur im besetzten Gebiet (Naczelna Wladza na Gornym Slasku).

Polnische Regierung veröffentlicht geheimen Waffenstillstandsvertrag zwischen IK und NKWP.

Korfanty erklärt siegreiches Ende des Aufstandes. NKWP erklärt militärische Operationen für beendet.

Kabinett Wirth erklärt sich bereit, unter Rücksichtnahme auf britische Politik in der Oberschlesien-Frage das Londoner Abkommen anzunehmen. Reichsregierung distanziert sich öffentlich von den nach dem Aufstandsbeginn neugebildeten oder reorganisierten Freikorpsverbänden. Dagegen wird der Selbstschutz finanziell und materiell inoffiziell gefördert.

 

11.5

Kämpfe im Kreis Kreuzburg.

Reorganisation der polnischen Verbände unter Einfluß polnischer Armeeoffiziere.

„Zentralhilfskomitee für Oberschlesier im Dombrowaer Industriegebiet" gegründet.

In den Morgenstunden wird Pfarrer Franz Marx in seinem Pfarrhaus in Alt Rosenberg von Aufständischen ermordet.

Die Botschafterkonferenz wirft in einer Note der polnische Regierung die militärische Unterstützung der Aufständischen vor.

 

12.5

Le Rond dementiert ein geheimes Waffenstillstandsabkommen mit der polnische Seite.

 

13.5

Kämpfe bei Gogolin, Kroschnitz und Groß Stein. Aufständische sprengen Eisenbahnbrücke Cosel.

Lloyd George droht im britischen Unterhaus der polnischen Seite mit Sanktionen und wirft Frankreich eine propolnische Politik vor.

Auch nach dem Abstimmungssieg der Deutschen am 20. März 1921 und der Niederlage der Polen Ende Mai 1921 am Annaberg gingen die Bestrebungen Korfantys weiter, das oberschlesische Industriegebiet von Deutschland loszutrennen. Die Polen wurden dabei von Frankreich unterstützt. Lloyd George, der britische Premierminister, hatte noch während des dritten Polenaufstandes am 13. Mai 1921 erklärt: "Vom geschichtlichen Standpunkt hat Polen kein Recht auf Oberschlesien. Der polnische Aufstand ist eine Herausforderung gegenüber dem Vertrag von Versailles, der die polnische Freiheit erst wieder aufrichtete!"
Erich Mende, "Der Annaberg und das deutsch-polnische Verhältnis"
Bruno Nieszporek

14.5

Kämpfe bei Alt Rosenberg, Wendrin und Strebinow. Polnischer Versuch, bei Tworkau die Oder zu

überqueren, scheitert.

Briand antwortet George in einem Zeitungsinterview und begründet polnisches Anrecht auf Oberschlesien.

 

15.5

Kämpfe bei Krappitz, Gogolin und Oberwitz. Polnischer Versuch, letzten deutschen Brückenkopf bei Krappitz zu nehmen, mißlingt. Schedlitz wird besetzt, das Schloß geplündert.

 

16.5

NKWP nimmt Front im Kreis Kreuzburg/Rosenberg zurück.

Korfanty übermittelt George eine Protestnote.

 

18.5

Reichskanzler Wirth und Reichswehrminister Gessler beauftragen General Hoefer, zur Abwehr der polnischen Verbände die Führung der Freikorpsverbände (Orgesch, Oberland, Rossbach und Studentenbataillone) zu übernehmen.

Orgesch greift erstmals bei Kämpfen zwischen Landsberg und Sembowitz ein. Gefechte südöstlich von Ratibor.

Polens Premier Wincenty Witos vor dem Sejm: Die Rechte Polens auf Oberschlesien sind auch nach Jahrhunderten noch nicht verjährt.

Schwere Kämpfe im Raum Rosenberg.

Reichsregierung veröffentlicht offizielle Erklärung gegen Gründung und Existenz von Freikorps.

In einem Interview richtet sich George gegen polnische Ansprüche auf Oberschlesien. Frankreich reagiert mit einer Protestnote.

 

20.5

Deutsche erobern Chudoba bei Groß Lassowitz zurück.

General Hoefer erläßt Gruppenbefehle für deutschen Gegenangriff im Raum Gogolin.

 

21.5

„Sturm auf Annaberg": Morgens 2.30 Uhr beginnt Angriff auf polnische Stellungen im Raum östlich von Gogolin. Bis 20 Uhr werden Annaberg, Leschnitz, Deschowitz, Groß Stein und 24 weitere Ortschaften erobert.

IK fordert sofortigen deutschen Rückzug.

Polen sprengen in Rosenberg das Postamt.

NKWP gründet polnisch-oberschlesische Polizei.

 

22.5

Deutscher Angriff östlich Ratibor über die Oder Richtung Rybnik scheitert. Schwere Kämpfe bei Rosenberg und Sembowitz. In Rosenberg sprengen Polen das Bahnhofsgebäude und eine Eisenbahnbrücke.

 

23.5

Kämpfe bei Landsberg und im Raum Annaberg/Leschnitz sowie südöstlich von Ratibor.

Polnischer Ministerrat beauftragt den Außenminister, diplomatische Initiativen zur Beendigung der Kämpfe in Oberschlesien einzuleiten.

 

24.5

Reichsregierung sperrt offiziell die Grenze zum Regierungsbezirk Oppeln, um Einsickern bewaffneter deutscher Kräfte (Freikorps) zu unterbinden. Notverordnung des Reichspräsidenten Ebert bedroht jeden mit Strafe, der ohne amtliche Genehmigung die Gründung militärischer Verbände (Freikorps) betreibt.

 

25.5

Briand warnt Deutschland in einer Parlamentsrede vor militärischen Strafmaßnahmen, sollten Kämpfe in Oberschlesien nicht sofort eingestellt werden.

 

26.5

Wieder Kämpfe bei Rosenberg und Kroschnitz. IK erreicht einen befristeten Waffenstillstand.

Ausbruchsversuch des SSOS aus dem belagerten Gleiwitz scheitert.

Nach deutschen Berichten traf in Myslowitz ein Güterzug mit 27 Waggons Munition und drei Waggons mit Verbandsmaterial aus Sosnowitz ein.

Britische Regierung beschließt Entsendung von sechs Bataillone nach Oberschlesien.

 

27.5

Aufständische überfallen das in der Hindenburger Staatlichen Oberschule für Mädchen eingerichtete Flüchtlingslager und entführen 134 Personen.

 

28.5

Korfanty bittet Warschau um größere finanzielle und materielle Hilfe.

 

29.5

Schwere Kämpfe bei Rosenberg und Klein Stanisch. Deutsch-französische Kämpfe in den belagerten Städten Gleiwitz, Beuthen und Kattowitz.

Generalstreik fast beendet; 80 Prozent der Streikenden wieder an ihren Arbeitsplätzen.

 

30.5

Kämpfe bei Rosenberg und Wyssoka. Aufständische versuchen Ratibor zu erobern.

 

31.5

Kämpfe bei Schimischow, Kalinow, Sembowitz und Landsberg. Nach deutschen Berichten übergibt in Tarnowitz der französische Standortkommandant General Denis den Bahnhof an NKWP (s. 7. Juni).

Graf Mielzynski, dem strategische Fehler vorgeworfen werden, wird auf Forderung des polnischen Ministers für Militärangelegenheiten abgesetzt.

General Hoefer ermahnt Selbstschutzkämpfer zu Disziplin und Selbstbeherrschung.

 

Juni
1.6

Kämpfe in Vororten von Gleiwitz.

Karl Grzesik wird gegen den Willen Korfantys Oberbefehlshaber des dritten Aufstands.

Beschießung Ratibors durch polnische Einheiten.

 

4.6

Freikorps Oberland eröffnet Kämpfe um Slawentzitz und Klodnitz-Kanal.

Interalliierte Kommission (IK) fordert Einstellung des deutschen Vormarsches. Wird Ultimatum nicht eingehalten, wird IK die belagerten deutschen Städte im Revier räumen.

 

5.6

Deutsche nehmen wichtigen Bahnknotenpunkt Kandrzin und Alt Cosel ein.

 

6.6

General Hoefer befiehlt den Truppen die Einstellung der Kämpfe. Alliierte Einheiten beginnen damit, sich zwischen die zwischen deutsche und polnische Frontstellung zu schieben.

Beginn der Waffenstillstandsverhandlungen.

 

7.6

Korfanty setzte sich gegen Grzesik-Befürworter durch und ernennt Oberstleutnant Kazimierz Zenkteller zum neuen Oberbefehlshaber des dritten Aufstands. Zenkteller wird beauftragt, den Aufstand zu beenden.

Polnischer Gegenangriff auf Alt Cosel. Deutsch-französische Kämpfe bei Kalinow.

Aufständische marschieren mit französischer Rückendeckung in Tarnowitz ein.

Britische Truppen versuchen, im Kreis Rosenberg eine neutrale Zone zu bilden.

 

8.6

Korfanty trifft General Gratier in Blottnitz, um Beendigung der Kämpfe zu besprechen.

 

9.6

Polnische Verwaltung im besetzten Gebiet ordnet an, Polnisch als Unterrichtsprache einzuführen.

 

10.6

Offizielle Waffenstillstandsverhandlungen in Blottnitz.

Aufständische lehnen Rücknahme ihrer südlichen Front in den Raum Rybnik ab.

 

11.6

Deutsche und polnische Seite lehnen Waffenstillstandsbedingungen der IK ab.

Kämpfe im Kreis Groß Strehlitz und bei Birawa und Kandrzin.

Deutsche Parteien in Ratibor bitten Hoefer um Entsendung von Einheiten, um einen befürchteten polnischen Angriff abzuwehren.

 

12.6

Erneute Kämpfe im Kreis Rosenberg. Nach polnischen Angaben kommt es in Botzanowitz zu Mißhandlungen gefangener Aufständischer. Deutsch-französische Kämpfe bei Alt Cosel.

Die IK fordert Deutsche auf, den Annaberg bis zum 15. zu räumen, da die Besetzung eine Bedrohung für die polnische Seite darstelle

 

13.6

Polen berichten über „deutsche Exzesse" in Ellguth Turawa.

NKWP erklärt das Ende des Aufstands. Geheime Instruktion des Ministers für Militärangelegenheiten regelt Waffenabgabe der Aufständischen nach deren Evakuierung auf polnisches Territorium.

 

15.6

Differenzen im IK erlangen ihren Höhepunkt: England entzieht seine Truppen dem französischen Oberbefehl.

 

17.6

IK gründet eine „Gemeindewehr".

 

26.6

Deutsche und polnische Seite unterzeichnen Übereinkommen über beiderseitigen Rückzug aus dem Abstimmungsgebiet (vom 28. Juni bis 5. Juli).

 

29.6

Päpstlicher Kommissar Ogno-Serra warnt polnischgesinnte und polnische Priester, „die mit eigenen Händen die Waffen führen" vor Konsequenzen. Er verbietet politische Tätigkeiten.

 

Juli

Bund der Britischen Industrie fordert Wiederherstellung der vollen Leistungskraft für deutsche Wirtschaft; Oberschlesisches Revier müsse deutsch bleiben.

 

5.7

Der oberschlesische Selbstschutz wird offiziell aufgelöst.

IK übernimmt von Aufständischen die Regierungsgewalt im östlichen Oberschlesien.

 

14.7

Aufständischenverbände verweigern Waffenabgabe an Alliierte.

 

15.7

Nach Auflösung der Plebiszitkommissariate bildet die deutsche Seite - vorübergehend bestand der „Zwölferausschuss" (mit Sitz in Oberglogau) - einen „Deutschen Ausschuß für Oberschlesiens" unter der Leitung Hans Lukaschek.

 

25.7

Britisches Memorandum zu den Differenzen mit Paris in der Oberschlesienfrage bewertet die deutschlandpolitischen Bestrebungen Frankreichs als Versuch der Herbeiführung einer deutschen „Leibeigenschaft" (Saargebiet, Ruhrgebiet, Oberschlesisches Industriegebiet).

 

August
12.8

Oberster Rat berät über Oberschlesien.

Da sich Franzosen, Engländer und Italiener über die Behandlung Oberschlesiens nicht einigen konnten, trat am 12. August 1921 der Oberste Rat des Völkerbundes zusammen. Am 1. September 1921 wurde eine Kommission aus einem Belgier, einem Brasilianer, einem Chinesen und einem Spanier gebildet, die die Grenzen Oberschlesiens festsetzen sollten. Keiner der Beteiligten hatte jemals oberschlesischen Boden betreten und sich an Ort und Stelle über die Verhältnisse informiert. Am 20. Oktober 1921 wurde ein von der Kommission festgelegter Teilungsplan bekanntgegeben.
Erich Mende, "Der Annaberg und das deutsch-polnische Verhältnis"
Bruno Nieszporek

Oktober

Polnische Armeeführung beginnt mit der Organisierung von Diversionsgruppen, die im Regierungsbezirk Oppeln tätig werden sollen.

 

12.10

Der Ausschuß des Völkerbundrates empfiehlt die Teilung Oberschlesiens.

 

20.10

„Genfer Entscheid": Botschafterkonferenz bestätigt die Empfehlung des Ausschusses vom 12.10. und gibt die Teilung Oberschlesiens bekannt.

Die Auswirkungen des Versailler Friedensvertrags auf die Industrie Schlesiens - Abtretung von Ost-Oberschlesien
bn

21.10

Aus Protest über die Teilungsentscheidung tritt die Reichsregierung unter Kanzler Joseph Wirth (Zentrum) zurück.

 

24.10

Kardinal Bertram errichtet für das polnisch werdende Oberschlesien ein Delegaturamt in Tichau.

 

25.10

Polen erkennt Teilung Oberschlesiens an.

 

27.10

Reichsregierung erkennt Teilung unter Protest an.

 

31.10

Erzpriester August Strybny wird in Mosurau (Kreis Ratibor) ermordet.

 

November
8.11

Konstituierung des „Deutschen Volksbundes für Polnisch-Schlesien" (Vorsitzender: Otto Ulitz)

 

23.11

Beginn der deutsch-polnischen Regierungsverhandlungen über ein Oberschlesienvertrag unter Vorsitz des Schwezier Alt-Bundespräsidenten Felix Calonder, die abwechselnd in Beuthen und Genf stattfinden (bis 13. Mai 1922). Ergebnis ist die Genfer Konvention.

 

Dezember
15.12

Kardinal Bertram ermahnt in einer Pastoralanweisung den Klerus im Teilungsgebiet, Gottesdienste, Religionsunterricht sowie Beicht- und Kommunionunterricht wie bis 1920 praktiziert in der „Sprache des Herzens“ aller Gemeindemitglieder, auch die der Minorität, zu erteilen.  SEELSORGLICHE RÜCKSICHTEN IM OBERSCHLESISCHEN ABSTIMMUNGSGEBIETE FÜR DIE ÜBERGANGSZEIT
Arnulf Hein

21.12

Gründung der deutschen „Katholischen Volkspartei" für die Woiwodschaft Schlesien.