Teil III
Im Jahre 1909 unternahm Mutter Eva mit
Miss L. Trotter, Begründerin der englischen Algiers Mission Band eine Fernreise nach Algier. Am Silvestertag 1909
schrieb Mutter Eva das Gedicht „Heimat für Heimatlose“, das zu einer Spendenflut für neue Kinderheime führte.
„...Erst hatt‘ ich nichts als nur den Gott der Macht und sein Verheißungswort auf meiner Seite.
Am Abend wurden mir fünf Mark gebracht
die in der Stille ich Ihm betend weihte:
Fünftausend Mann und Kinder noch und Fraun
die konntest du mir nur fünf Broten speisen;
Du siehst auch jetzt auf die, die Dir
vertrauen,
und willst an ihnen Deine Macht beweisen.
Hier bring ich dir als Angeld die fünf Mark,
Du kannst sie hunderttausendmal vermehren...“
Am 19. April 1910 bekam Mutter Eva den Warteberg geschenkt, ein mit 21 Zimmern großes Landhaus bei Breslau. Am 24.
Juni zog man mit 90 Kindern in die „Heimat für Heimatlose“ ein. Danach unternahm sie eine Reise nach
England. Die finanziellen Mittel gingen kurzfristig aus. Bis die neuen Spenden kamen hielten die Schwestern in
Miechowitz aus.
Im Jahre 1911 wurden weitere vier
Kinderheimaten eingeweiht. 1913 wurde die „Heimat für Heimatlose“ GmbH rechtsverbindlich zu einer
Gesellschaft mit dem Zweck, Hilfsbedürftigen beizustehen. Im selben Jahr entstand auch der “Sternbund“, in
dem Kinder Kindern halfen, und auch noch die Miao-Mission in China. Bis zum Jahre 1923 hatte der Sternbund fast 2.700
Mitglieder und mehr als 60 Kinderheimaten an 35 Orten waren entstanden. Die Zahl der Schwestern stieg dabei innerhalb
von 10 Jahren von 300 auf 538 an.
Im Jahre 1914 wurden auch Verwundete im Krieg aufgenommen. In dieser Exspansionszeit arbeiteten die
Friedensschwestern zusätzlich für Gefangene und Entlassene in Krankenhäusern und Gemeindeschwester-Stationen, sowie
in Erholungsheimen. Diese Arbeitsbereiche wurden durch die Folgen des Ersten Weltkrieges, durch Inflation, Hunger und
Seuchen noch weiter ausgeweitet.
Während
des Ersten Weltkrieges im Jahre 1915 verfiel das Stiftungskapital der GmbH. Das Spendenaufkommen wiederum erhöhte sich
ständig. In den „Heimaten“ wurden 1.077 Kinder registriert. Mutter Eva startete eine Rettungsaktion für
die hungernden polnischen Kinder in den Krisengebieten, vor allem durch die Eröffnung von Suppenküchen. In den
„Heimaten“ befanden sich im Mai 1916 insgesamt 1.630 Kindern. Die tägliche Mittagessen-Ausgabe in den
Suppenküchen wuchs auf 2.000. Im selben Jahr wurde das Seuchenhospital in Warschau übernommen. Kennzeichnend für den
Friedenshort war von Anfang an die konfessionelle Offenheit und ökumenisches Denken. Schwestern aus vielen europäischen
Ländern und aus Übersee kamen im Laufe der Zeit in den Friedenshort. So entstanden neben der missionarischen Arbeit im
eigenen Land, Evangelisationen, Vorträge, und Seelsorge im Arbeitsbereich der Äußeren Mission. Weitere 10
Kinderheimate wurden im Jahr 1917 gegründet. Im selben Jahr hielt Mutter Eva an der Berliner Universität (Kursus
Kinderrettungsverein über Frauenvormundschaft ) einen Vortrag über „Die Seele des Kindes“. Sie forderte,
das Kind im Werk der Erziehung als Bundesgenossen zu gewinnen und ihm den Willen nicht zu brechen. Im April 1918 waren
drei weitere Häuser in nur einer Woche eingeweiht. Die Schwesternzahl stieg im selben Jahr auf eine neue Höhe von 400.
Unter den Völkern Europas wuchs die politische Spannung und zunehmend der nationale Haß, aber Mutter Eva erfuhr den
Segen der Friedensgemeinschaft mit Gläubigen in allen Ländern.