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 GÓRNY ¦L¡SK - OBERSCHLESIEN

 

Nr. 6 / 03.2003

Silesia Superior 6 / 03.2003

Josef Hoika

Geschichte und Lebenswerk der Diakonisse
Eva von Tiele-Winckler alias "Mutter Eva"

Teil I: Eva von Tiele-Winckler alias "Mutter Eva"

Teil II

Mutter Eva wurde Ostern 1893 in Bethel „zum Dienst in der Gemeinde Jesu eingesegnet.

Im September 1893 starb Evas Vater. Sie regelte nun ihre Vermögensangelegenheiten und gründete mit dem Erbe eine Stiftung. Der erste Pastor des Friedenshortes versuchte die Leitung an sich zu reißen. Mutter Eva wurde krank, zog sich zurück und schlug die Wahl einer neuen Lektorin vor. Bodelschwingh schickte eine seiner Diakonissen als provisorische Leiterin.

Ostern 1895 unternahm Mutter Eva eine Reise nach Jerusalem. Nach dem Rückkehr überredete Bodelschwingh sie zu einer Arbeit im Krankenhaus Bremen. Sie war nicht überzeugt von diesem Auftrag, glaubte sich aber zu Gehorsam verpflichtet. Der Pastor von Miechowitz rief sie zurück und sie folgte dem Ruf. Doch nach wenigen Tagen erschien Bodelschwingh, um sie als Oberin für Sarepta zu gewinnen. Mit 29 Jahren wurde Mutter Eva zunächst Gehilfin der alten Oberin, und stürzte sich sofort wieder in einem 14-Stunden-Tag. Nach einem Jahr übernahm sie die Leitung der großen Schwesternschaft in Bethel. Jedoch hatte sie ständig Heimweh nach dem Friedenshort. 1897 hob Pastor Wilm, als neuer Pastor des Friedenshortes, die Beschränkung der Schwesternzahl (12) und die Beschränkung des Wirkungskreises auf Miechowitz auf. Im Jahre 1900 erlag Mutter Eva einen gesundheitlichen Zusammenbruch (TB), sie vereiste zur Kur in den Schwarzwald und nach Davos. Auf Evas Wunsch hin in den Friedenshort zurückzukehren, gibt Bodenschwingh sie frei. Am 1. Oktober 1901 legte sie offizielle das Oberinnenamt in Sarepta nieder. Das Amt hatte Mutter Eva gesundheitlich total überfordert. Im Dezember 1901 kehrte sie nach Miechowitz zurück, wo die Arbeit ständig zunahm. Ab 1903 war sie wieder Leiterin des Werkes. Dennoch war sie unzufrieden weil sie der Meinung war, ihr eigentliches geistliches Ziel, „ein Heiligungs -leben im Heiligen Geist“ nicht erreicht zu haben. Das Mutterhaus Sarepta zog seine Schwestern aus dem Friedenshort zurück. Danach betrug die Zahl der Schwestern nur noch 27.

Im Jahre 1896 wurde für die Evangelische Gemeinde eine Kirche im neogotischen Stil gebaut. Die Kirche baute man nach dem Muster der Bodelschwingh-Kirche in Bielefeld. Gleich daneben wurde im Jahre 1902 für Mutter Eva ein kleines Häuschen im oberschlesischen Stil gebaut. Mutter Eva reiste im März 1905 nach Wales, um die dortige Erweckungs-Bewegung aufzusuchen. In Wales machte sie Erfahrungen, die sie verändert zurückkehren ließen. Diese hatte positive Folgen für die Menschen mit denen sie zusammenarbeitete und die ganze Arbeit des Friedenshortes. Die Arbeitsbereiche des Werkes wuchsen dadurch so sehr, daß sie sich entschloß, ohne feste finanzielle Sicherheit weiterzuarbeiten, allein aus „Glaubenskraft“. Im Oktober 1905. wurde das Schwesternhaus eingeweiht. Danach folgte die Übernahme des Altdorfs Waisenhauses von der Kaiserwerther-Schwesternschaft. Die Zinsen des Stiftungskapitals reichten nicht mehr für die Arbeit aus. Der Vorstand des Friedenshortes lehnte die Übernahme ab und Mutter Eva tätigte den Kauf als Privatperson ohne jede Mittel und führte das Familiensystem ein. Jede Kindergruppe bekam ein eigenes „Mütterchen“. Der männliche Vorstand trat zurück. Mutter Eva bildete einen neuen Vorstand (größtenteils Frauen), der den Umstieg von der Kapitalbasis auf die Spendenbasis mit sich trug. Mutter Eva wurde erneut schwer krank und absolvierte eine Erholungsreise in den Golf von Biskaya. Dezember 1907 kehrte Mutter Eva nach der Genesung nach Miechowitz zurück. Im Februar schrieb Bodelschwingh an Mutter Eva: „Ich erhebe Dich hiermit in meinen eigenen Stand, nämlich eines armen Bettelsmannes". Doch Mutter Eva bat nicht um Spenden sondern beschränkte sich auf das Danken und erzielte damit ebenso guten Erfolg.

 

(Fortsetzung folgt)