Verteidigung meiner gefallenen Kameraden vor Verunglimpfung
Michael Frank aus Prag publizierte am 26.August 1994, anlässlich des 50-ten Jahrestages des slowakischen
Nationalaufstandes, in der Münchner „SZ“ einen Artikel darüber. Er trägt den Titel: Identitätsstiftend für den jungen
Staat.
Herr Michael Frank schreibt dort unter anderem :
„ ... um den Ruhm der Befreiung der Slowakei nicht den Slowaken selbst überlassen zu müssen, sorgten die Sowjets dafür,
dass der Aufstand ... übereilt losbrach und zwangsläufig scheiterte. Effektivste Kraft waren kommunistisch dominierte
Partisanen-Trupps.(...) Mit ständigen Attacken auf Betriebe, mit Terrorangriffen auf Siedlungen und Einrichtungen der Volksdeutschen,
entfachten sie einen Kleinkrieg, der am 27. August in der Festsetzung und der Hinrichtung (lies: Ermordung, H.S.) einer 22-köpfigen, per
Zug von Bukarest nach Berlin reisenden deutschen Militärdelegation, gipfelte. Dieser Angriff gilt als eigentlicher Begin des Aufstands,
...“
„ ... die Rote Armee stand vor der Tür, nordöstlich der Karpaten, - am Duklapaß, und griff nicht an.“
„Geschichtsdeuter ... interpretieren ... dass Moskau den Aufstand der Slowaken hat mutwillig ausbluten lassen. Es gibt
... Berichte über Behinderung westlichen Nachschubs.“
Es erinnert uns doch an den Warschauer Aufstand, nicht war?
Nun zitiere ich weiter:
„Und statt Waffen und Munition, flog man ... Politkommissare ein, - unter ihren den späteren Hauptverräter am Prager
Frühling und CSSR-Staatschef Gustav Husak.“
Kurz darauf kommen dann zwei Sätze, die mich zutiefst betroffen haben, die eine unglaubliche Lüge sind, eine Verleumdung.
Denn ich war doch von den ersten Tagen der Besetzung der Slowakei dabei, hatte Augen und Ohren weit offen, und habe das alles miterlebt.
Frank erlaubt sich mit frecher Stirn zu behaupten:
„Die Rache der Deutschen war fürchterlich. Die mordeten, schossen und sprengten, in einem Ort wurden 900 Menschen in
einem Kalkofen verbrannt, ...“
Als 18-jähriger Soldat der „Tatra“ Division 164 durchquerte ich mit unserer Einheit die ganze Slowakei, vom
Norden (Cadca) bis zu der ungarischen Grenze im Süden. Wir waren in Zilina, Strecno, Vrutky, Priekopa, Martin, Pribovce, Horna Stubna
(Oberstuben), Kremnica, Banska Bystrica, Zlate Morawce, und noch einigen anderen Ortschaften. Überall waren die Einwohner freundlich uns
gegenüber. Oft sind wir in ihre Häuser privat zum Gespräch eingeladen worden. Sie hatten keine Angst vor uns und wir fühlten uns auch
nicht bedroht ihrerseits. In Banska Bystrica (dem Zentrum der Erhebung) gingen wir oft, 2 - 3 Jungs zusammen, ins Kino, und saßen ohne
Waffen zwischen der Zivilbevölkerung. So sicher fühlten wir uns zwischen den Leuten. Die gläubigen Soldaten gingen an Sonntagen in
dieselben Kirchen wie die Slowaken, denn die sind ja auch katholisch, wie die meisten Oberschlesier. Eben, Oberschlesier, denn wir rückten
in den Krieg von Oppeln aus. Unsere Heimatkaserne war die Panzerjäger-Kaserne in Vogtsdorf (Wojtowa Wies).
In unsere Einheit dienten Jungs aus den Kreisen Rybnik, Cieszyn, Zabrze, Strzelce Opolskie, Raciborz, Lubliniec, Tarnowskie
Gory und anderen oberschlesischen Ortschaften. Beinahe alle zweisprachig. Deswegen hatten wir keine Probleme, uns mit den Einwohnern zu
verständigen. Wenn man die polnische Sprache beherrscht, versteht man die Slowaken noch besser als die Tschechen. Abgesehen davon, waren
dort auch viele deutsche Dörfer, wie z. B. Horna Stubna (Oberstuben), wo wir ein paar Wochen quartierten.
Die Slowakei haben wir erst anfangs März 1945 verlassen. Man hat uns nach Ungarn verlegt, um die Rote Armee in ihrem Marsch
nach Wien zu hindern.
In der ganzen Zeit (1/2 Jahr) habe ich nicht von einem Slowaken oder Slowakin, eine Klage über unsere Soldaten gehört.
Auch nicht über deutsche Soldaten aus anderen Einheiten.
Daher fühle ich mich gegenüber meinen gefallenen Kameraden verpflichtet gegen die Verleumdung von Herrn M. Frank,
der den Versuch unternimmt uns zu Mördern abzustempeln, einen Protest einzulegen.
Wir hegten keine Rachegefühle gegenüber der slowakischen Bevölkerung, denn wofür auch. Sie hat uns doch nichts Böses
getan. Die einfachen Leute in den Dörfern und Städten konnten doch nichts dafür, dass einpaar blutdurstige Partisanen (es kann sein,
Provokateure im sowjetischen Dienste, um übereilt den Aufstand auszulösen) 22 deutsche Offiziere und Soldaten aus dem Zug herausgezerrt
und niedergemetzelt haben. Das war eben ein völkerrechtswidriger Mord. Aber nicht wir haben ihn begangen. Auch die „Terrorangriffe
auf Siedlungen und Einrichtungen der Volksdeutschen“, von denen Herr M. Frank spricht, waren nicht unser Werk.
Wenn er schreibt, dass: „... in einem Ort 900 Menschen in einem Kalkofen verbrannt wurden“, und er kennt den Ort
nicht? Es müsste doch dort ein riesengroßes Denkmal stehen! So baut man lügenhafte Mythen auf. Nun frage ich ihn konkret: - in welchem
Ort? - durch wen und wer wurde verbrannt?
Vielleicht haben die sowjetischen Politkommissare, von denen Herr M. Frank schreibt, veranlasst, oder sogar befohlen, die
Holinka-Gardisten dort zu verbrennen, die sie vor ihrem Rückzug von allen besetzten Ortschaften verschleppt haben. Die sind doch ohne Spur
verschwunden. Die Einwohner haben uns erzählt, wie die Partisanen mit den Holinka-Gardisten umgegangen sind und was die Männer
durchgemacht haben, bevor man sie verschleppt hat. Vielleicht fühlt ihre Spur zu dem Kalkofen? Oder Waren es sogar die „terrorisierten
Volksdeutschen“ die man in dem anonymen Kalkofen verbrannt hat? Falls überhaupt jemand verbrannt worden ist und falls ein
Kalkofen sich dazu eignet! Die Sowjets, die Kommunisten anderer Nationen mit inbegriffen, waren doch Meister in Lügen und Falschpropaganda.
Der ganzen Welt haben sie z. B. 50 Jahre lang eingetrichtert, dass das polnische Offizierskorps das ihnen 1939 in die Hände gefallen ist,
in Katyn von den Deutschen umgebracht worden sein soll. Erst Jelzin hat den Mut gehabt bekannt zugeben, dass es das Werk Stalins und seiner
Schergen war. Und 1945 hat man in der Sowjetunion nach einem Schauprozess, für den grausamen Mord in Katyn 7 deutsche Offiziere zu Tode
verurteilt und aufgehängt.
Den „Vorwurf“, dass wir in der Slowakei geschossen haben, akzeptiere ich. Ja, wir haben geschossen. Beide Seiten
schießen im Krieg, wenn sie gegeneinander kämpfen. Bei der Gelegenheit muss ich zugeben, dass unter den Aufständischen auch sehr gute Schützen
waren. „Meine“ gepanzerte Selbstfahrlafette, mit einem Panzerabwehrgeschütze 7,6 darauf, bekam einen Volltreffer, und ich hatte
viel Glück, dass ich mit dem Leben davongekommen bin. Mit dem vom Autor erwähnten „sprengen“, war es umgekehrt als er
suggeriert. Die Aufständischen haben vor uns die Brücken gesprengt, um uns den Vormarsch zu erschweren. Sogar Wegdämme haben sie an
einigen Stellen gesprengt, so wie es der Fall war zwischen Strecno und Vrutky.
So sah die Wahrheit aus. Dies können auch Einwohner der Ortschaften, wo deutsche Soldaten stationiert waren, bezeugen. Ich
war dort im Sommer 1994, zum 50-ten Jahrestag meiner Kriegsodyssee, und habe sogar noch einen guten Bekannten von damals getroffen. Die
Freude beiderseits war groß. Wir bleiben jetzt im ständigen Kontakt.
Ich denke, dass ich mit dem kurzem Artikel einen bescheidenen Beitrag zu Bewahrung der Ehre meiner Kameraden von damals
geleistet habe. Wir Lebenden können uns noch selbst von solchen Verunglimpfungen verteidigen, aber die Toten nicht mehr. Diese Pflicht
lastet auf uns, die wir den Krieg überlebt haben.
Heinrich Sporon
geschrieben am 12.10.1994
H. Sporon
97422 Schweinfurt,
Am Haag 4
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