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4_02/2002 |
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Die Krumka Brot Die beliebtesten Stücke von einem Laib Brot waren für uns Kinder der Anschnitt und das Ende. Wie nannten sie die Krumka. Diese war so groß wie ein Oderkahn, wenn das Brot ein Wagenrad war oder bedeutend kleiner, wenn sie von einem länglichen Brot stammte. In der Familie achtete die Mutter genau darauf, daß jedes Kind in regelmäßigem Turnus eine Krumka zugeteilt bekam. Für ältere Menschen mit einem schlechten oder gar künstlichen Gebiß war die Krumka ungenießbar. Nur in Milchkaffee eingeweicht konnte man sie essen. Für uns Kinder dagegen stellte sie, mit Schweinefett recht dick beschmiert, womöglich noch mit Grieven bestreut, einen Leckerbissen dar. Die zahlreichen Einkerbungen an beiden Seiten der Krumka erleichterten das Abbeißen. Das Besondere an ihr waren die goldgelben Krusten, welche beim frischgebackenen Brot so recht zwischen den Zähnen knirschten. Auch der einmalige Geruch des frischgebackenen Brotes ließ uns das Wasser im Munde zusammenlaufen. Gegessen haben wir die Krumka meistens draußen im Hofe beim Spielen mit anderen Kindern. Heute in der Wohlstandsgesellschaft wandern diese Teile des Brotes in den Abfalleimer und kommen auf den Müllhaufen und dienen den Ratten und Mäusen als Fraß. Es ist kein Wunder, wenn heute auf jeden Bundesbürger zwei Ratten gezählt werden. Um diesem Frevel Einhalt zu gebieten, wurden in vielen Gemeinden im süddeutschen Raum, in welchem sich gemeinnützige Tierparks befinden, Brotsammeltonnen aufgestellt. Unsere Tiere freuen sich auf diese Brotabfälle, denn für fast alle ist es ein gutes und gesundes Futter. Das Brot war, neben der Kartoffel, bei uns in Oberschlesien das Hauptnahrungsmittel. Dem Brote zollten wir eine bestimmte Verehrung bei, kein Laib Brot wurde angeschnitten, ohne vorher auf der Backseite dasselbe mit einem Kreuzzeichen zu versehen. Meistens war es die Mutter, welche mit dem Messer das Kreuzzeichen auf dem Brot machte. Es war eine feierliche und schöne Handlung. Im Gegensatz zu heute kannten wir nur eine Sorte Brot, es war das zuhause gebackene, goldgelbe, wohlriechende, knusprige Hausbrot. Das Brotbacken war eine Angelegenheit der ganzen Familie. Es wurde zweimal in der Woche, meistens dienstags und freitags, Brot gebacken. Den Anfang machte der Vater. Er holte immer die schwere, hölzerne, runde Backtese am Vorabend des Backtages aus dem Keller in die Küche und stellte sie auf eine Bank am Kachelofen, denn ohne Wärme gab es kein richtiges Brot. Dann kam Mutter an die Reihe, sie machte den Sauerteig an, dazu nahm sie das Stück Brotteig, so groß wie eine Faust, welches noch vom letzten Backtag übriggeblieben war und in einem kleinen Bunzlauer Topf im Keller aufbewahrt wurde. Zu diesem Brotteig kam ein wenig Mehl und Wasser. Alles wurde zusammengerührt und über Nacht in der warmen, mit Steppdecken zugedeckten Backtese stehengelassen. Am nächsten Morgen wurde eingeteigt, dazu nahm Mutter bis zu 10 kg Weizen und Roggenmehl, Wasser, Salz und Kümmel, mengte dies mit dem über Nacht aufgegangenen Sauerteig zusammen und ließ alles in der Backtese gären. Wie durch ein Wunder war nach einigen Stunden die ganze Backtese bis hinauf an den Rand voller Teig. Nun wurde der Teig auf die Brotschüssel getan, bei uns zuhause waren es immer drei runde und drei längliche aus Stroh geflochtene Behälter, welche mit weißen Leinentüchern ausgelegt und mit Mehl bestreut, den Brotteig aufnahmen. Nachdem der Brotteig in den Schüsseln mit Fingereindrücken und mit Zetteln, auf welchen der Narne des Besitzers stand, versehen war, kam für uns Kinder die Arbeit. Wir brachten den Handleiterwagen vor unsere Haustür, Mutter legte die Brotschüsseln sorgfältig in denselben, so daß drei Schüsseln auf den Boden des Wagens gelegt wurden, darüber kam ein Brett, auf welchem wiederum drei Schüsseln Platz fanden. Jede Brotschüssel wurde mit den überstehenden Zipfeln der Leintücher gut zugedeckt und außerdem noch mit einem weißen Tuch abgedeckt, Mit vielen Ermahnungen, recht langsam zu fahren und unterwegs Obacht zu geben, machten wir Kinder uns auf den Weg zum Bäcker. Meistens waren wir zwei bis drei an der Zahl, zwei kamen an die Deichsel und eins bis zwei begleiteten den Wagen von der Seite. Fast zwanzig Jahre lang wurde unser Brot beim Bäcker Ryborz, welcher bei der Kirche wohnte, gebacken. Es waren ca. 2 km von unserem Wohnhaus bis zu ihm und wir mußten unterwegs schon gut aufpassen, denn die Straße war nicht die Beste. Die Kastanienallee war nicht gepflastert und so gab es manches Loch, wodurch die Brotschüsseln immer wieder verrückten, wenn wir mit dem Leiterwagen darüberfuhren, der nächste Teil des Weges war schon besser, es war die Lazarettstraße, welche von der einen Seite schon mit Steinen befestigt war. Vor den Autos brauchten wir keine Angst zu haben, es begegneten uns nur vereinzelte Fuhwerke, welche aber in der Mitte der Straße fuhren. Wir hielten uns mit unserem Leitewagen auf der rechten Straßenseite. Im Hof von Bäcker Ryborz angelangt, half uns meistens der älteste Sohn Alfons, die Brotschüsseln in den Vorraum der Backstube zu tragen und in die Regale zu stellen. Mit kindlicher Neugierde beobachteten wir dann den ganzen Backvorgang. Nach dem der Backofen angeheizt war, wurden die noch brennenden Holz kohlen mit einer großen Kratzka, es war ein langer metallener Schieber, aus dem Ofen herausgeholt. Anschließend wurde die Backröhre mit Wasser gesäubert, der dabei entstehende Dampf füllte die ganze Backstube aus und der Bäcker verschwand in einer dichten Dampfwolke. Für uns Kinder war das schon ein einmaliges Schauspiel. Nach dem der Ofen zum Backen vorbereitet war und alle Teile des Innern mit einer starken elektrischen Lampe ausgeleuchtet wurden, reichten wir dem Bäcker die einzelnen Brotschüsseln. Auf einer großen ovalen, hölzernen Schiebe, die mit einem langen Stiel versehen war, schob der Bäcker mit gekonntem Griff die einzelnen Brotlaibe in den Schlund des Ofens, vorher glättete der Bäcker hoch jeden Brotlaib und versah ihn mit Fingerabdrücken. Die leeren Brotschüsseln mit den Leintüchern verfrachteten wir auf unseren Wagen und machten uns auf den Heimweg. Der Aufenthalt in der Backstube war für uns immer etwas Angenehmes, denn dort war es warm, es gab viel zu sehen, der Bäcker Ryborz war zu uns Kindern sehr freundlich und nicht selten schenkte er uns eine Semmel. Nachmittags wurde das Brot wieder abgeholt. Nun war es Frau Ryborz oder eine ihrer Töchter, welche die gebackenen Brotlaibe auf einer Dezimalwaage abwogen und in ein Backheft mit Namen, Gewicht und Backpreis eintrugen. Der Backpreis war billig, wir zahlten pro Kilogramm nur einige Groschen. Das ganze Backgeld betrug für alle Brote etwas über einen Zloty. Beim Transport des frisch gebackenen Brotes mußten wir besonders achtgeben, daß es nicht gedrückt oder beschädigt wurde. Im Keller hatten wir für das Brot ein langes Schwebebrett, welches in Kopfhöhe angebracht war und von uns Kindern nicht erreicht werden konnte. Diese Art der Brotlagerung war eine gute und kluge Einrichtung, erstens konnten keine Mäuse an das in der Luft schwebende Brot herankommen und zweitens kam von allen Seiten genügend Luft an das Brot heran und es lagerte trocken und sauber. Auch hier im Keller war das Brot immer mit einem Tuch bedeckt. Im ganzen Keller verbreitete sich ein angenehmer Duft von frisch gebackenem Brot. Obwohl wir heute sehr viele Brotsorten zur Auswahl haben, kann doch keine das von uns selbstgebackene, knusprige Hausbrot ersetzen. Es ist sehr bedauerlich, daß wir nicht mehr die Möglichkeit haben, nach dem alten oberschlesischen Rezept selbst Brot backen zu können. Text - Dr L.Walla aus dem Buch "So
lebten wir in Oberschlesien" Leopold Walla |
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