Unter dem Motto, "Europas Vielfalt entdecken" fand im alten Zisterzienserkloster in Köln aus dem einst die Mönche gen
Schlesien und Polen zogen, die diesjährige "Internationale Musiktagung und deutschpolnische Jugendbegegnung "des Arbeitskreises
Schlesische Musik" in der ersten Augustwoche statt. Die Leitung lag schon zum dritten Mal bei Prof. Edith Urbanczyk von der Universität
Berlin, nebst Dora Gallus (Tanz) und Andreas Holzmann (Salonorchester).
Die Gäste aus Polen waren von der Höheren Musikschule Opole/Oppeln unter Leitung von Hubert Prochota, der mit seiner Gattin Jadwiga
(Klavier) angereist kam.
U.A. wurde in einem "Komponistenporträt" Gerd Münzberg (19o2-94) vorgestellt; geboren in Kloda Krs. Lissa und verstorben in
Kitzingen, dort wo St. Hedwig von Schlesien in der Klosterschule war. Münzberg wirkte auch von 1934-45 in Gleiwitz als Musikkritiker und
Richter. Aufgeführt wurden seine Lieder zu Texten von Hans Niekrawietz, Eichendorff, Hanns Gottschalk und seiner Frau Elisabeth. Zu den
Gesangsinterpretinnen gehörten u.a. Prof. Urbanczyk und Dora Gallus. Bestritten wurde das Porträt von Prof. Dr. Olav und Dr. Uwe Münzberg.
Ein weiter Schwerpunkt war die Musikstadt Katowice/Kattowitz. Hier seien solche Komponistennamen wie Prof. Fritz Lubrich, Rektor Prof.
Henryk Miko³aj Górecki, Kurt Schwaen (eine DDR-Musikgröße), Prof. Günter Bialas und Witold Szalonek erwähnt. Hier schnitt sich
deutsche mit polnischer Musikkultur, wie das nun auch in "Haus Altenberg" bei Köln der Fall war. Für eine kleine Reveille, auch
für den Rezensenten, sowie für eine Neuentdeckung sorgte Hubert Prochota, der den I.Satz des "Completoriums" für Sopran, Bass,
vierstimmigen gemischten Chor und Streichorchester von Erich Brückner (17o5-6o ) aufführte. Bisher ist Brückner in keinem schlesischen
Musiklexikon, noch in einer Oberglogauer Chronik vermerkt. Prochota stieß auf Brückner im Kloster Tschenstochau. Er ist bei Breslau
geboren und der Paulinerpater verstarb bei Oberglogau, vermutlich in Mochau, wo die Pauliner bis 1810 eine Niederlassung hatten. Der Pater
war Organist und Komponist. Es sind nur drei Werke gefunden worden. Und man weiß, dass er der berühmten "Jasnogórska Kappelle"
zu Tschenstochau angehörte. Ergo, eine schlesische Neuentdeckung.
Frau Prof. Edith Urbanczyk ist als Tochter eines Schlesiers und einer Bayerin, die in München aufwuchs. Dort absolvierte sie an der
Musikhochschule zuerst das Fach Violine, danach an der Wiener Musikakademie Gesang. Als lyrischer Sopran sang sie u.a. an den Opernbühnen
von Bonn, Gießen und Aachen, trat im deutschen Rundfunk auf und machte sich einen besonderen Namen als Interpretin zeitgenössischer
Komponisten, wie z.B. des Oberschlesiers Günter Bialas, Harald Genzmer, Arnold Schönberg und Eduard Künneke.
1968 bekam sie eine Dozentur am Münchner Richard-Strauss-Konservatorium. 198o wurde die Gesangsprofessorin an der Hochschule der Künste
in der Bundeshauptstadt Berlin. Die erfolgreiche Vokalistin erhielt in ihrer Karriere mehrere Preise, ist Jury-Mitglied bei zahlreichen
internationalen Gesangswettbewerben und durch diverse Fachpublikationen sowie CD-s in Erscheinung getreten.
Seit drei Jahren leitet sie mit viel Geschick und Erfolg den "Arbeitskreis Schlesische Musik"