Silesia
Superior 6 / 03.2003
Ewald Stefan Pollok
Provokation oder Verachtung
Vor 58 Jahren war der tragische II. Weltkrieg zu Ende. Die Lage in Europa normalisierte sich. In den meisten Ländern
blieb der Krieg nur noch in der Erinnerung. Anläßlich verschiedener Jahrestage wird von dieser Zeit gesprochen. Und so
sollte es sein. Als Mahnung, sollte darüber gesprochen werden, aber man darf es nicht tag täglich tun, den diese
Mahnung wird auf diese Weise zu einer Idee fix und dient so nicht der Verbesserung der entstandenen Situation.
In Polen, so lange dort die Kommunisten regierten, gehörte es zum guten Ton, schlechte Nachrichten zum Thema
deutsch-polnische Beziehungen zu vermitteln. Fast täglich schrieb eine der Zeitungen, sprach man im Radio oder im TV über
die Zeit in Polen während des II. Weltkrieges.
Schon im Kindergarten, in der Grundschule und in weiteren schulischen Einrichtungen, auch sogar in der Kirche wurde
immerfort an diesen Krieg erinnert. Der Deutsche wurde zum Feind Nummer Eins für die Polen. In dieser anti deutschen
Kampagne waren die Kommunisten perfekt. Nach 45 Jahren so einer Beeinflussung der Menschen ist verständlich, daß der
Haß zu den Deutschen in den Köpfen vieler Polen noch existiert. Viele Polen haben Angst, daß durch die deutschen es
wieder zu einem neuen Krieg kommen könnte. Nur langsam ändern sich die Ansichten der Polen hinsichtlich denn Nachbarn;
den Deutschen.
Seit 1989 hat sich in Polen aber viel geändert. Mit einigen Polen läßt sich über die deutsch-polnischen Probleme
schon ohne Vorurteile und Emotionen sprechen. Für viele Polen ist dieses Thema aber noch immer tabu. Wenn es um alte
Menschen geht, die den Krieg miterlebt haben, kann ich es verstehen. Sie haben oft ihre Nächsten verloren und so blieb
für sie der Deutsche noch der Feind.
Ich verstehe es aber nicht, wenn junge Polen schreien „Polen nur für Polen“ oder „Deutsche
raus“. Das machen aber nicht nur die Rechtsradikale, aber vorwiegend normale Jugend um die 20 Jahre jung.
In Oberschlesien und besonders in Oppelner Schlesien hat sich nach dem Kriegsende im Jahre 1945 noch nicht allzu viel geändert,
wenn auch viele polnische Politiker behaupten, daß „die Toleranz das Fundament des Zusammenlebens ist und wir
diese Toleranz in Blut haben“. Soweit ist es leider noch nicht. Der Beweis dafür sind die ewigen Fragen zu den
Kriegsdenkmäler für die gefallenen Bewohner dieses Lande im I und II. Weltkrieg, und auch der Artikel von M. Olszewski
„Die unguten Sowjets“. Der Stil und der Wortschatz dieses Artikels sind wenig höflich, die einfachen
Menschen werden als Vieh bezeichnet und diese Vergleiche sprechen für den Verfasser des Artikels nicht sehr positiv.
Ich habe den Autor darauf aufmerksam gemacht. Als Antwort erhielt ich die Erklärung, daß er „das Thema
interessant fand und zugleich interessant, und wollte eine Diskussion zustande bringen...“. Meiner Meinung konnte
seine Darstellungsweise humaner sein und es wundert mich nicht, daß dieser Artikel nicht nur mich, aber auch viele
Menschen im Oppelner Schlesien, sogar auch Polen, zwischen anderen einer aus Texas, empört hatte. Diese ewigen Anklagen
der Schlesier, führen zu keiner Lösung und auch zu keinem Frieden zwischen den Polen und den Deutschen in
Oberschlesien. Durch so eine einseitige Propaganda sind die Polen und die deutschen in Oppelner Schlesien sich noch
nicht nahe genug gekommen. Das Mißtrauen besteht weiter und es ist nicht gut, daß es immer wieder aufs Neue entflammt
und sogar vertieft wird, auch durch solche Artikel, wie der von M. Olszewski.
Viele Polen, die hier nach Schlesien aus Ostpolen gekommen sind, wie z. B. Staszek, der heute in Ratibor wohnt,
kennen keinen Schlesier und auch nicht die wahre Geschichte dieses Landes. Sie können diese nur aus den Büchern
polnischer in Schlesiens wohnenden Professoren, die nicht immer die Wahrheit geschrieben haben, nicht durften, nicht
wollten, oder diese nicht genügend kannten. Wenn eine im Jahre 1967 geborene Frau, oder ein im Jahre 1985 geborener
Junge noch heute behaupten, daß jeder Deutsche dem Polen Schuhe putzen sollte und beide kein Vetrauen zu den Deutschen
haben, weil die Eltern (die in den 60 Jahren geboren sind) es ihnen eingeprägt hatten. In den Schulen wird der
Nationalismus weiter verherrlicht, wie Frau Prof. Maria Smialowska unlängst bestätigte (NTO 14.02.03) und sie stellte
auch fest, daß es „zwischen der polnischen, schlesischen und deutschen Jugend in den Schulen Antagonismen
gibt“.
Es wäre gut, das darüber endlich diskutiert würde, zuerst mit Kennern dieser Problematik, wie auch in der Presse,
im Radio und TV und auch mit den betroffenen Bewohnern in Schlesien in der Aula der Universität in Oppeln.
|