Die 3-teilige TV-Serie „Stalingrad“, die Ende Januar gleichzeitig im russischen und
deutschen Fernsehen ausgestrahlt wurde, verdient als ein bedeutender Meilenstein auf dem Weg zur weiteren Vertiefung der
deutsch-russischen Freundschaft bezeichnet werden.
Fotos: www.ZDF.de
Der Autor dieses Dokumentarfilms, Guido Knopp, dessen Eltern aus der ehemaligen ostdeutschen Heimat
vertriebenen wurden, hat schon viele ähnlich gute Filme zu anderen Themen der Zeitgeschichte gedreht, darunter auch die
Dokumentarserie „Holocaust“.
Die Reaktionen auf den Film waren in Deutschland und Russland eindeutig positiv. Dem gegenüber wurde
der Film in Polen unterschiedlich aufgenommen. Eine besonders skandalöse Besprechung dieser Serie, die sich streng auf
geschichtliche Fakten stützt, lieferte am 1.2.2003 „Nowa Trybuna Opolska” (NTO) unter der Rubrik
„Freier Ring“. Trotz der zahlreichen Interviews mit den letzten noch lebenden Zeitzeugen der schweren Kämpfe
um Stalingrad, darunter mit den damaligen Frontsoldaten beider Armeen und russischen Zivilisten, und trotz der
zahlreichen bisher noch nirgendwo gezeigten Filmaufnahmen, haben diese und andere Stärken dieses Films den Publizisten
Miroslaw Olszewski, den Autor der Rezension „Diese unartigen Sowjets” nicht überzeugt.
Um besser verstanden zu werden, lege ich hier ein paar Verfehlungen aus dem provokativ geschriebenen
Text vor. Miroslaw Olszewski schreibt unter anderen:
„Stellen Sie sich einmal vor: Die siegreichen Sowjets stellten dem Nazi-Vieh, das unter der
Bezeichnung Deutsche Wehrmacht Stalingrad attackierte, keine menschenwürdigen Gefangenschaftsbedingungen sicher!
Stellen Sie sich vor: Nur wenige davon überlebten Gefängnis, Transporte und Zwangsarbeit! Die sowjetischen Behörden
enthielten dem Nazi-Vieh den Fraß vor, sicherten keine humanen Schlafbedingungen, ja sie begrenzten sogar das Recht auf
Korrespondenz!“ Weiter Olszewski verwendet die Bezeichnung „Nazi-Bandit“, dann wieder –
zur Abwechslung – „irgend ein faschistisches Vieh erhebt seinen Kopf über den Schützengraben“,
weiter erneut „Nazi-Vieh“ („nazistowski bydlak” könnte auch mit „Nazi-Schwein” übersetzt
werden). Daraufhin kommen weitere gedanklichen Schnellschüsse dieses polnischen Wählers, zum Beispiel: „Der
Hitler überzeugte die Deutschen”, oder vulgäre Ausbruch „es gibt keine Gnade für die Hundesöhne”.
Zum Schluss vergleicht Olszewski die Autoren des Films mit „dümmsten Hyänen“.
Beim Lesen dieser Worte ist mir häufig die Luft ausgeblieben. Was für eine unerträgliche,
schmutzige Hasspropaganda. Welche Mission berechtigt Olszewski zur Übernahme der Argumentationsmethoden jenes
verbrecherischen Systems, das er angeblich selbst demaskieren will? Ich erinnere, dass ein Vergleich von Menschen mit
dem „Vieh“, „Hyänen” und die Beschimpfung als „Hundesöhne” einen Versuch
darstellt, die extreme Abneigung anderen gegenüber zu erzeugen. Ähnliche Methoden der Erniedrigung von einigen
ausgesuchten gesellschaftlichen Gruppen setzte auch die Propagandamaschine der Nationalen Sozialisten ein, mit dem
Unterschied, dass damals ein erniedrigender Vergleich der Menschen mit den Ratten vorgezogen wurde.
An dieser Stelle soll daran erinnert werden, dass einige hohe Vertreter der Westmächte sogar gewisse
Wertschätzung für das schwere Schicksal der Wehrmachangehörigen öffentlich äußerten. So würdigte der französische
Staatspräsident Mitterand den deutschen Soldaten während der Feierlichkeiten zum 50-ten Jahrestag des Kriegsendes, ich
zitiere: "Sie waren tapfer, sie nahmen den Verlust ihres Lebens hin. Für eine schlechte Sache, aber diese ihre
Heldentat hatte damit nichts zu tun. Sie liebten ihr Vaterland." Es scheint wichtig hier, an die Aussage von
Mitterand zu erinnern, zumindest „zur Abkühlung“ nach der Lektüre des skandalösen Textes aus der NTO.
Keiner sehnt sich mehr nach Friedenzeiten als ein Frontsoldat aller Kriege. Die Kollektivschuld gibt
es nicht, und derjenige, der sie postuliert, verlässt damit die in Europa geltenden Rechtsnormen und verletzt die
elementarsten Prinzipien unserer Morallehre. Es ist auch wichtig daran zu erinnern, dass die Wehrmacht nicht auf die
Liste der verbrecherischen Organisationen während des Verlaufs des Nürnberger Prozesses aufgenommen wurde, mag sein
wegen der Gefahr der ungewollten Auslösung einer Debatte über die Schwere der Schuld auch innerhalb der alliierten
Armeeführung.
Weiterhin kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, warum so ein provokant geschriebener Text in
einer bedeutenden schlesischen Tageszeitung tatsächlich abgedruckt wurde. Ich schlage vor, die Konsequenzen abzuwarten,
die der Publizist Olszewski für das Verfassen dieses Pamfleets tragen werden wird.
(am 13.2.2003)