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 GÓRNY ¦L¡SK - OBERSCHLESIEN

 

Nr. 5 / 12.2002

Silesia Superior 5 / 12.2002

Renata Schumann

Engel - Vögel der Seele

I. Engel in unserer christlich-europäischen Überlieferung

Weihnachtszeit ist die Zeit der Engel. Aber was bedeuten Engel den heutigen Menschen, insbesondere denen, die sich von den christlichen Traditionen entfernt haben? Sind Engel nur noch Dekor zum Weihnachtsfest, Rauschgoldflitter-Engel? Oder sind sie hier und da doch noch Zeichen der Besinnung. Hinweise auf eine geistige Wirklichkeit, die wir nur noch ahnen.

Zweifellos sind Engel auch heute noch ein wichtiger Bestandteil der christlichen Tradition, insbesondere der Liturgie, die mit der Geburt und der Auferstehung Christi verbunden ist.

Engel sind aber auch ein wichtiger Bestandteil aller großen Weltreligionen, und dort stets als Boten des Himmels angesehen. Ihr Name - griechischer Herkunft - weist auf ihre Botenfunktion hin.

Der bekannte polnische Philosoph Leszek Kolakowski, ein ehemaliger Marxist, der sich dem Christentum zugeneigt fühlt, sagte unlängst in einem Gespräch für eine Zeitschrift, ihm gefalle eine Weltvorstellung mit neun Engelschören, wie sie der frühchristliche griechische Visionär Dionisos Areopagita beschrieben hat. Er sehe die Existenz der Engel in unserer weitgehend sinnentäußerten Welt kaum bedroht und argumentiert: „Die menschliche Natur verlangt nach einer mit Sinn ausgestatteten Welt. Das ist ein Verlangen, das die Menschen nie verlieren werden, es ist auch nicht wünschenswert, dass sie es verlieren würden. Sinn kann nicht beliebig verordnet, Sinn muss gefunden werden. Das resultiert aus der tiefen Überzeugung, dass es eine höhere Wirklichkeit gibt, die die uns bekannte Welt umgibt.“

Und weiter: „Engel passen in das Bild einer Welt, die vom Geistigen geprägt ist“.

Vielleicht ist daher der Rückzug der Engel aus einer Welt, die der Oberflächlichkeit verfallen ist, zu erklären.

C.G.Jung, der bekannte Tiefenpsychologe, der von sich behauptete, jeden Sinn suchenden Menschen zu seiner Konfession zurückführen zu können, wurde nicht müde, auf die gespaltene Natur des Menschen hinzuweisen, der in einem vergänglichen Körper lebt und sich nach Unvergänglichkeit in einer höheren, einer göttlichen Ordnung, sehnt. Vor allem C.G.Jung war überzeugt von der Existenz einer geistigen Wirklichkeit, die unsere materielle Welt umgibt. Er meinte, wir können die geistige Wirklichkeit nicht leugnen, nur deshalb, weil wir keine rationelle Erklärung für sie kennen. Früher kannten die Menschen so manche Errungeschaften der Technik nicht, aber die Möglichkeiten für sie waren ebenso vorhanden wie heute. Als einfaches Beispiel nennt C.G.Jung die Elektrizität.

Engel sind demnach gemäß heutigen Vorstellungen zumindest Sinnbilder, Archetypen, Darstellungen unserer Sehnsucht nach Sinn, nach Transzendenz.

Engel, wie sie die Überlieferungen kennen, die Himmelsboten, sind geistige Wesen, sie erscheinen meistens im Traum. Engel sind beflügelte Wesen, Lichtwesen, umgeben von einer Lichtaura. Manchmal haben sie auch einen ganz menschlichen Leib.

Die ersten Spuren der Engelsgestalt, die wir kennen, sind in der Religion der Assyrer und Babylonier zu finden - geflügelte Boten zwischen den Göttern im Himmel und den Menschen auf Erden.

Eine unübersehbare Vielzahl von Engeln gibt es im Alten wie auch im Neuen Testament. Sie werden, wie jemand berechnete, insgesamt an dreihundert Stellen erwähnt. Bezeichnend ist als Beispiel Jakobs Traum, in dem Engel auf einer Leiter zwischen Himmel und Erde auf und ab schwebten. Im Neuen Testament haben Engel an den wichtigsten Ereignissen teil. Der Engel Gabriel verkündet der Jungfrau Maria den Willen des Herrn, sie werde den Erlöser gebären. Engel sind bei der Geburt Christi zugegen. Engel begleiten die Wiederaufstehung des Gekreuzigten. Die Offenbarung des Johannes enthält eine Vielzahl von Engelsvisionen.

Dionisos Areopagita, der erste Bischof von Athen, gilt als Schöpfer der der christlichen Angelologie. Areopagitas „Himmlische Hierarchie“ ist ein Zeugnis abendländischer Mystik und frühchristlichen Glaubens und prägte nachhaltig die Lehre der Kirche. Papst Gregor der Große und Thomas von Aquin waren von Areopagitas Darstellung der Engelschöre beeindruckt. Hierarchie bedeutet für Areopagita „die Schönheit der den göttlichen Urgrund widerspiegelnden Ordnung“. Es gibt drei Hierarchien, die jeweils neun Engelschöre umfassen. Die erste Hierarchie umfasst die Seraphine und Cherubine und die Trone, die zweite die Herrschaften, die Kräfte und die Gewalten, die dritte schließlich die Fürstentümer, die Erzengel und die Engel. Die letzteren sind die eigentlichen Engel, das heißt Boten, die mit den Menschen in Verbindung treten.

Emanuel Swedenborg, ein schwedisches Denker und Mystiker des 17 Jh. meinte, die Engel seien nicht von Anfang an von Gott erschaffene Wesen, sondern sie sind die geläuterten Seelen verstorbener Menschen.

Eine verblüffende Exegese Luzifers und der gesamten Schöpfung hat ein einsamer und weitgehend unbekannter österreichischer Denker Jakub Lorber hinterlassen, der in der ersten Hälfte des 19.Jh.in Graz lebte. Seine Schrift, die man Neuoffenbarung nennt, umfasst rund 10.000 Seiten. Jakub Lorbers Ausführungen gipfeln in der Feststellung, dass die gesamte Schöpfung aus Partikeln des großen gefallenen und in die Materie gebannten Lichtgeistes - Luzifer - bestehen.

Gott wollte seinen ersten und wichtigsten Lichtengel für seine Auflehnung nicht ganz zerstören und lässt ihn, den Verbannten vom Antlitz Gottes , den ganzen Lebenszyklus von Mineralien über Pflanzen und Tiere bis zum Menschen durchdringen, um ihn zu läutern. In diesem Ringen herrscht das Prinzip der Freiheit als erstes, als zweites die Vervollkommnung. Ein leidvoller Erlösungsweg durch die Materie, der unser Anteil ist, zeichnet sich bei diesem merkwürdigerweise wenig bekannten Werk ab.

Auch der bekannte österreichische Antroposoph Rudolf Steiner ( 1861-1925) befasste sich intensiv mit Engeln. Seines Erachtens ist das Universum eine in ständiger Evolution begriffene Manifestation des Göttlichen. Seine Engels hierarchien sind die gleichen wie bei Dionisios Areopagita, allerdings nach dem Prinzip der Evolution zu begreifen. Steiner suggeriert eine niemals endende kosmische Wanderung des Geistes.

Vor allem aber spielten die Engel jahrhundertelang im Leben zahlreicher Mystiker und Heiliger der christlichen Tradition eine wichtige Rolle.

Interessant sind auch in der Neuzeit bekannt gewordene Engelserscheinungen in Berichten von Menschen, die ein Todeserlebnis hatten. ( Raymond Moody - Leben nach dem Tode) Die meisten von ihnen berichten über die Anwesenheit liebevoller lichtumstrahlter Wesen, die ihnen - „auf der anderen Seite“ - entgegentraten.

Aus der Kunst unseres Kulturkreises sind Engel nicht wegzudenken - es gibt unzählige große Werke der Malerei, in denen Engel dargestellt werden. Dichter zeigen sich bis heute fasziniert von Engelgestalten und Engelsvorstellungen.

Es wäre unmöglich, sich in diesem knappen Rahmen mit Engeln in Kunst oder Literatur auseinanderzusetzen. Es gibt wohl kaum eine Kirche, in der keine Engelsdarstellungen als Gemälde, Skulptur oder in Fresken zu finden wäre. Von zahllosen Reproduktionen zu schweigen. Berühmt sind Engel von Rafael und Boticelli. Die Engel, die Rafaels Sixtinische Madonna begleiten, sind trotz Vermarktung und Verkitschung immer noch anrührend. Eine der schönsten Engeldarstellungen hat Stefan Lochner (1400-1451 im Bild der Madonna mit dem Kind in der Krippe geschaffen.

Eine besonders beeindruckende Darstellung der Schutzengel, die die Seelen nach dem Tode in das Lichttunnel begleiten, ist Hieronymus Bosch´s Gemälde „Aufstieg zum Empyreum“. Ein moderner und faszinierender Engelmaler war Marc Chagall.

Wollte man von Engeln in der Literatur sprechen, müsste man mit Dante Alighieris (1265-1321) „Göttlichen Komödie„ anfangen. In diesem großartigen Werk des Hochmittelalters erläutert Beatrice, die den Suchenden durch das Paradies begleitet, die Engelshierarchien nach der areopagitischen Lehre.

Der schlesische Barock-Dichter und Mystiker Johannes Scheffler gab sich den Namen - Angelus Silesius- um auf seine Rolle als himmlischen Boten, die er sich zusprach, hinzuweisen. In seiner Apokryphen-Sammlung „Der cherubische Wandersmann“ ist mehrmals die Rede von Engeln.

Goethes mächtigstes Werk ,der „Faust“, beginnt mit dem Prolog im Himmel und einem Gespräch der Engel Raphael, Gabriel und Michael. In der letzten Szene verheißen Engel die Erlösung Faustes mit den Worten - „Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen...“

Im Werk Josephs von Eichendorff werden Engel auf eine anrührend beschwingte Weise dargestellt.

Rainer Maria Rilkes Engelsmotive - insbesondere in den Duineser Elegien, die kaum noch etwas mit der christlichen Tradition zu tun haben - wirken fast schockierend. Rilke schreibt - jeder Engel ist schrecklich - und stellt Engel als durch ihre Vollkommenheit und Schönheit erdrückende Geisteswesen dar.

Ähnlich benutzt die extravagante Poetin der Moderne Else Lasker-Schüler das Engelmotiv als Metapher. Sie schreibt in einem als „Gebet“ bezeichneten Gedicht: „Ich suche allerlanden eine Stadt

Die einen Engel vor der Pforte hat,
Ich trage seinen großen Flügel schwer am Schulterblatt,
Und in der Stirne seinen Stern als Siegel
Und wandle immer in die Nacht...
Ich habe Liebe in die Welt gebracht.

II. Nachdenken über Engel

Manchmal kommen Engel zu uns. Und schweigen.

Es ist zu laut und bunt um uns geworden, um Engel heranzulassen, ihnen zuzuhören. Engel meiden das Lärmige und das Grelle.

Daher schweigen uns seit langem die Engel. Wir schweigen über Engel

Oder ist die leise Stimme, die du manchmal, wenn du allein bist, hörst, vielleicht doch eine Engelsstimme.

Früher, als die langen Herbst- und Wintertage lichtlos und ohne Unterhaltung waren, brach in der dunkleren Zeit des Jahres die Zeit für die Engel an.

In Zeiten, als die Menschen noch intensiv beteten, erschienen ihnen oft Engel.

Engel sind Wesen der Meditation und der plötzlichen Eingebungen.Vermittler einer geistigen Welt, die uns umgibt. Körperlose Wesen zwischen uns und der Unendlichkeit. Boten des Himmels werden sie in den Religionen genannt. Wir kleiden Engel in unsere Erfahrungen: So bekommen sie Flügel und helle wehende Gewänder. Licht umgibt sie. Engel sind schön und gut - nach unseren Vorstellungen.

Alles was über der Wirklichkeit schwebt ist schön. Also auch die Engel

Engel lassen das Schöne aufleuchten. In der Natur. In der Kunst.

Im Rauschen des Waldes, im Meeresrauschen hört man die Engel.

Bei Sonnenaufgang tanzen die Engel im Licht. Bei Sonnenuntergang auch. Aber anders

In zahlreichen Darstellungen spielen Engel auf Musikinstrumenten. Die Harfe ist ein beliebtes Engelsinstrument, Engel spielen auf der Laute, der Flöte, aber auch auf Posaunen. Bach hörte Engelsmusik. Wir hören Engelsmusik, wenn wir Bach hören.

Auf Gemälden aller Zeiten sehen Engel aus wie Kinder, denn sie sind wie diese unsere Hoffnung. Jedes Kind ist die Versprechung eines vollkommenen Menschen.

So auch die Engel.

Heute sind Engel für viele kaum denkbar. Unzeitgemäß. Altmodischer Kitsch. Engel? Naserümpfen. Aber... Doch...

Manchmal scheint dir ein Mensch ein Engel. Ein Mensch im Vorbeigehen, der dich anblickt oder auch nicht. Ein Mensch, den du nie wiedersehn wirst. Vielleicht im Traum.

Oder ein Engel legt dir seine Hand auf die Schultern, wenn du in einen Apfel beißt, der süß ist und saftig.

Manchmal ist ein Lausbub ein Engel, wenn er einem alten Mann den Hut zurückbringt, dem ihm der Wind über die Straße gefegt hat.

Oder ein Politiker, der rechtzeitig aufgibt.

Engel sind Menschen, die von ihren Nächsten in schwere Kleider ihrer eigennützigen Vorstellungen gepresst werden, eingeschnürt und verklebt. Oft ersticken diese Engel. Anderen werden die Flügel gerupft, bis sie bluten. Sie schreien.

Die wenigen Engel, die viel aushalten, sind die Mütter, Frauen, die alles geben und lächeln. Sie sterben mit einem Strauß Strohblumen in der Hand.

Wir sollten uns nicht wundern, wenn ein Engel lange an einer morschen Leiter steht, um den Absturz eines Kindes zu verhindern. Dass aber Scharen von Engeln die Kriegsplätze verlassen, Stätten verlassen, wo rohe Menschen sich gegenseitig morden. Bosheit verschreckt die Engel.

So sind die Engel - über alle Fragen erhaben.

Engel sind Bilder, die wir von uns selbst haben - in unseren Träumen.

Engel schenken uns Flügel...

Wir brauchen Engel, weil wir durch sie zu uns selbst finden. Zu uns - den Besseren in uns.

Darum sollten wir manchmal nachdenken über Engel.

Bei Angelus Silesius, (1624-1677) dem Ekstatiker und religiösen Schwärmer der Barockzeit, haben Engel ihre Funktion, die eng mit der religiösen Überlieferung verknüpft ist

Wer mit den Engeln singen kann

Wer sich nur einen Blick kann über sich erschwingen,

Der kann das Gloria mit den Engeln singen

Der Cherubin schaut nur auf Gott

Wer hier auf niemanden sieht, als nur auf Gott allein,

Wird dort ein Cherubin bei seinem Throne sein.

Des Gottverliebten Wunsch

Drei wünsch´ ich mir zu sein : erleucht wie Cherubim,
Geruhig wie ein Thron, entbrannt wie Seraphim.

 

Joseph von Eichendorff, der große deutsche Romantiker aus Schlesien, stellt in der folgenden Engelinszenierung eine romantische einer trivial praktischen Welteinstellung gegenüber. Man könnte die Darstellung auch als Antynonomie zwischen Künstlern und Philistern interpretieren.

Von Engeln und Bengeln

Im Frühling auf grünen Hügeln
Da saßen viel´Engelein,
Die putzten sich ihre Flügel
Und spielten im Sonnenschein

Da kamen Störche gezogen,
Und jeder sich eines nahm,
Und ist damit fortgeflogen,
Bis das er zu Menschen kam.

Und wo er anklopft bescheiden,
Der kluge Adebar,
Da war das Haus voller Freuden-
So geht es noch alle Jahr.

Die Engel weinten und lachten,
Und wussten nicht, wie ihnen geschehn -
Die einen doch bald sich bedachten
Und meinten: das wird ja wohl gehn!

Die machten bald wichtige Mienen
Und wurden erstaunlich klug.
Die Flügel arg unnütz ihn´ n schienen,
Sie schämten sich dessen genug.

Und mit dem Flügelkleide
Sie ließen den Flügelschnack,
Das war keine kleine Freude:
Nun stattlich in Hosen und Frack!

So wurden sie immer gescheuter
Und applizierten sich recht -
Das wurden ansehnliche Leute,
Befanden sich gar nicht schlecht.

Den andern war´s wenn die Aue
Noch dämmert im Frühlingsschein,
Als zöge ein Engel durchs Blaue
Und rief die Gesellen sein.

Die suchten den alten Hügel,
Der lag so hoch und weit -
Und dehnten sehnsüchtig die Flügel
Mit jeder Frühlingszeit.

Die Flügeldecken zersprangen,
Weit, morgenschön strahlt´ die Welt,
Und übers Grün sie sich schwangen
Bis an das Himmelszelt.

Das fanden sie droben verschlossen
Versäumten unten die Zeit -
So irrten die kühnen Genossen,
Verlassen in Lust und Leid.-

Und als es nun kam zum Sterben,
Gott Vater zur Erden trat,
Seine Kinder wieder zu werben,
Die der Storch vertragen hat.

Die einen konnten nicht fliegen,
So wohlleibig, träg und schwer,
Die musst´ er da lassen liegen,
Das tat ihm leid so sehr.

Die andern streckten die Schwingen
In den Morgenglanz hinaus
Und hörten die Engel singen,
Und flogen jauchzend nach Haus!

Die Bitternis des 20 Jh, hat die Engelschau des polnischen Nobelpreisträgers Czeslaw Milosz (1911) geprägt. Der Dichter drückt aber Optimismus trotz allem aus.

 

Von Engeln

Man hat euch die weißen Kleider genommen,
die Flügel, sogar das Sein
Ich glaube dennoch an euch
Boten.

Die umgestülpte Welt,
Das schwere Gewebe, mit Sternen und Tieren bestickt,
Durchwandelt ihr und betrachtet die wahren Nähte.

Ihr rastet hier kurz,
In der Morgenstunde vielleicht bei klarem Himmel,
In der Melodie, die ein Vogel nachsingt,
Oder im Duft der Äpfel im Abenddämmer,
Wenn Licht die Gärten verzaubert.

Man sagt, es hätte euch jemand erdacht,
Doch das überzeugt mich nicht.
Die Menschen haben sich genau so erdacht.

Die Stimme - ist wohl ein Beweis,
Weil sie ohne Zweifel von klaren Wesen stammt,
Die leicht sind, beflügelt (warum auch nicht),
Mit Blitzen gegürtet.

Ich habe manchmal im Traum diese Stimme vernommen
Und, was noch seltsamer ist, in etwa verstanden
Den Ruf oder das Gebot in überirdischer Sprache:

bald ist es Tag,
noch einer,
tu, was du kannst.

 

In meinen Texten kommen den Engeln verschiedene Funktionen zu
In dem Gedicht „Den Sternen zu“ sind Engel als das Höchste der Evolution dargestellt.

Den Sternen zu

Die Blume wächst
aus der Sehnsucht des Steines
nach Farbe und Duft

der Schmetterling schwebt
aus der Sehnsucht der Blume
nach Weite und Flug

der Mensch spricht
aus der Angst des Tieres
von Leid und Tod

die Engel singen
aus der Liebe der Menschen
zu Gott

so wachsen wir den Sternen zu

 

Hoffnung

Es ist nicht leer
Das Land der Unfreude
Schattenbäume
Wo jeder seine Pfütze sucht
Einer kennt den andern nicht
Das Rettende wächst greifbar
In der Luft
Liebe
Engel tragen Licht in weißen Schüsseln
Durch dich hindurch
Werde

 

Mit einem Flügel

der Engel mit einem Flügel
kommt nicht weit
sagen sie
der Engel träumt
von den Sternen
aber ein Flügel trägt nicht
einmal bis zum Leuchtturm
sie lachen
der Engel verbirgt seinen einsamen Flügel
Unter dem Mantel
doch abends streichelt er ihn
tastet nach dem andern Schulterblatt
Und lächelt