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14_10/2003

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Die Rolle der moralischen Autoritäten in Schlesien

In den letzten Tagen nahm ich in meiner Heimatstadt Tichau O/S an einer heiligen Messe teil und hörte mir eine Predigt an, die mir sehr bekannt vorkam. Eine mutige Predigt, dachte ich mir, nicht auszudenken in der Vorkriegszeit während der Herrschaft des Wojewode Micha³ Gra¿ynski in Kattowitz oder zur Zeit der Volksrepublik Polen nach dem Kriege.

Zum Thema dieser Predigt nahm der Kaplan die Worte einer bekannten polnischen schriftstellerin der Vortkriegszeit, Zofia Kossak – Szczucka, die im Jahre 1931 im oberschlesischem Industriegebiet einige Zeit verweilte und tief beeindruckt von dieser Region und den Menschen jene Worte niederschrieb.....

„Vor allen Dingen ein realistisches Selbstbewusstsein,
welches sich keinen unerfüllbaren Träumen hingibt.
Ein Idealismus im Handeln und nicht in Worten,
denn Worte sind hart, aber klug und sinnvoll:
Sparsamkeit und Arbeitsfreude
wie sie in anderen Provinzen des Landes nicht vorkommt.
Aushalten. Das Aushalten unter allen Umständen ist wohl
die größte Eigenschaft der oberschlesischen Menschen.
Tiefer und reiner Glaube
als einfache Erfüllung aller Eigenschaften.
Stark geprägtes Familienleben und Anhänglichkeit an alten Bräuchen 
der Oberschlesier weisen kein glattes Benehmen auf,
kein Charme und kein leichtfertiges Leben.
Aber mit diesen Eigenschaften baut man keinen Staat auf
sondern mit harter Tatkraft,
in welcher das Handeln einen höheren Wert hat als Worte“.

Übersetzte: Peter Karl Sczepanek

Mit dem Inhalt dieser Worte machte ich mich im Jahre 1994 bekannt als ich in der Schlesischen Bibliothek in Kattowitz Material für mein 1996 herausgegebenes Buch „Oberschlesien – anders“ suchte. Dieses Buch wurde 2 Jahre später in polnischer Sprache unter dem Titel „Górny ¦l±sk w barwach czasu“ (Oberschlesien in den Farben der Zeit) herausgegeben und fand in Oberschlesien große Anerkennung. Deswegen bemühe ich mich weiterhin für dieses Buch zu werben, denn es birgt die eigentliche Identifikation jahrhundertelanger Kultur und Überlieferungen der einheimischen Bevölkerung in sich. Außerdem habe ich mich entschlossen, die Worte der polnischen Schriftstellerin ins Deutsche zu übersetzen, damit auch den Deutschen links der Oder der Sinn dieser Gedanken nicht vor enthalten bleibt. Stolz war ich auch, als der Priester mir die Quelle von Kossaks Worten nannte – er hat die Worte aus meinem Buch in der Messe während der Predigt gelesen!

Es ist zu bedauern, dass den verantwortlichen Politikern in der Bundesrepublik die wahren Eigenschaften eines Oberschlesiers unbekannt sind. Das schadet nichts – kann man wohl sagen. Noch trauriger ist aber der Umstand, dass auch polnische Politiker davon keine Ahnung haben. Wer soll unter diesen Umständen die Rechte jener Menschen verteidigen, wenn wir selber es nicht tun und die Verantwortung dafür nicht übernehmen wollen.

Schon am Anfang des 19. Jahrhunderts waren es polnische Würdenträger der Kirche, die für die polnischen Einwanderer aus Kongresspolen, die in Schlesien eine neue Heimat suchten, mit Wort und Tat eintraten und sie in ihre Obhut nahmen, damit sie unter den ihnen fremden und neuen Lebensumständen schneller Fuß fassen konnten, wie weiland einst der Erzengel Michael den ersten Christen den Weg bereitete. Jene Menschen besaßen so gut wie nichts hatte aber viel Hoffnung auf ein menschenwürdiges Leben auf schlesischer Erde. Unter ihnen befanden sich viele politisch Verfolgte und jene die einer Knechtschaft zu entkommen versuchten.

Im Gegensatz zur einheimischen Bevölkerung, waren es zwar nicht viele an der Zahl, aber dafür als fehlende Arbeitskräfte gesuchte Menschen. 100 Jahre später hatte sich die Situation geändert. Nun waren es Oberschlesier, die nur mit einem Koffer in der Hand, im Westen eine neue Heimat suchten.

Leute des guten Wortes, allen voran Geistliche des XXI Jahrhunderts in Schlesien und Polen, mögen am Vorabend des Eintritts Polen in die EU ihr Augenmerk auf die Probleme einiger Volksgruppen richten, die sich heute in einer sehr schwierigen Lage befinden. Ihre Aufgabe ist in dieser Hinsicht von großer Bedeutung. Diese Mission kann in Schlesien hauptsächlich von der Kirche geführt werden. Jene guten Worte sind an Menschen gerichtet, die im Grunde genommen keinen großen Wert aufs Lesen und Reden legen, aber von sich sagen können, dass sie die Menschen der Tat sind, und guten Worten Glauben schenken. Wobei sie sich im Verlauf der Jahrhunderte immer den herrschenden Umständen anpassten, um zu überleben.

Das Europa, welches auf uns zukommt ist ein Europa vieler Länder, Regionen und Provinzen, die ihre eigene Kultur und Tradition haben, die vielfälltig sind. Wir werden sie besuchen und jene Bürger werden zu uns kommen, wobei wir immer danach trachten müssen, unsere eigene Identität zu bewahren.

Der Mensch und seine Eigenschaften waren immer der Mittelpunkt seelsorgerischer Tätigkeit solcher oberschlesischen Priester wie Emil Szramek oder Konstantin Damrot. Der große schlesische Romantiker Joseph Freiherr von Eichendorff betrachtete den Menschen immer in Verbindung mit der ihn umgebenen Natur.

Heutzutage sind als derartige, geistige Wegweiser und Menschen des guten Wortes in Oberschlesien die Erzbischöfe Damian Zimon aus Kattowitz und Alfons Nossol aus Oppeln zu betrachten. Am Vorabend des Eintritts Polens in die EU stehen wir vor neuen Aufgaben, welche in einem Geist „mit allen Kräften, mit gläubigem Herzen und gesundetem Verstand“ gelöst werden müssen, behauptete Erzbischof Alfons Nossol am Annaberg / Haltern NRW vor einigen Wochen. Öffnen wir unsere Herzen denen, die zu uns kommen werden und übernehmen wir die Rolle eines Hirten, der die gesamten Herde bewacht. Das müssen wir alle gemeinsam tun, ohne als was Besseres erscheinen zu wollen oder andere zu verachten, ohne nationalistische Hintergedanken oder falsch verstandenem Patriotismus.

An der Stelle muss ich sagen, wenn Ebf. Prof. A. Nossol als Schäfer der Bevölkerung Schlesien im trilateralen Prinzip – polnisch-mährisch und deutsch zu betrachten ist, so ist Ebf. Dr. Damian Zimon aus Kattowitz, mit seiner führenden Rolle in „Lux ex Silesia“, als Schäfer für Ostpolens Übersiedler in Süd-Ost Oberschlesien zuzuordnen könnte sein.

Menschen des guten Wortes! Eure Aufgaben sind heute größer als in der Vergangenheit, wobei gegenseitige Toleranz mit Menschen anderer Nation in den Vordergrund rücken muss. Zeigt was eurer eigen ist, was ihr Gutes für Europa tun könnt und geht immer mit gutem Beispiel voran. Das erwarten die wortkargen Menschen Oberschlesiens, die alle Widerwärtigkeiten der Vergangenheit überstanden haben, ohne ihre eigene Identität zu verlieren. Hier ist unsere Kraft enthalten. Wie ist es möglich geworden, dass in den Kirchen größerer Städte Schlesiens Teilnehmer an der heiligen Messe Kirchenlieder mit stark ausgeprägten Ostpolnischen, statt Oberschlesischen Akzent singen? In unseren Augen verändert sich das Bild Schlesiens.

In meinem Buch zitierte ich, was in der Pfarrgemeinde Monheim-Baumberg der Dionysius Kirche geschrieben wurde, ein sehr passender Satz uns allen:

Friede den Kommenden,
Freude den Bleibenden,
Segen den Scheidenden.

Ich bin überzeugt, dass die Bevölkerung Schlesiens allen neuen Aufgaben gewachsen ist, und dass wir im Zusammenhang mit einer über 1000 Jahre alter Kultur und Tradition im neuen vereinigten Europa unseren Platz mit Würde behaupten werden.

Peter Karl Sczepanek

"Pokój przybyszom,
rado¶æ tym, którzy zostan±
b³ogos³awieñstwo odchodz±cym."

Wie einst bereitete der Erzengel Michael den ersten Christen den Weg.

Das Denkmal steht in Cwiklitz, bei Pless, 5 km von Weichsel in der Richtung Ausschwitz.

Das Foto - aus dem Büchlein „Hl. Michael 1849” in dem www.slonsk.com Artikel über August Kiss, einen Bildhauer aus der Plesser Heimat.

Peter Karl Sczepanek Monheim/Rh,
den 28.8.2003
Eisenstädter Str. 6
40789 Monheim am Rhein
Tel/Fax 02173-66742
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