„Die Fürstliche Brauerei Tichau“
Die anlässlich des 300-jährigen Bestehen der Fürstlichen Brauerei Tichau O/S im Jahre
1929 herausgegebene Jubiläums-Festschrift von Georg Büchs – veranschaulicht einen ausführlichen Überblick über
die Entwicklungsgeschichte dieses bedeutenden Unternehmens der Herrschaft Pleß. Die angeführten Daten und Hinweise
sind der Festschrift entnommen.
Kattowitz – Idaweiche (Ligota-Ochojec) – Emanuelsegen – Kostuchna
– Tichau – Kobier - das waren die Eisenbahnstationen, die man berühren musste, um nach der „Kleinen
Residenz“ Pless zu kommen. Kaiser Wilhelm II. ist in seinem Sonderzug oft auf dieser Strecke gefahren, sei es als
Jagdgast des Fürsten, sei es ins Große Hauptquartier des Ersten Weltkrieges. Als er einmal Kobier passierte, hat er
bemerkt: „Aha, in Tichau gibt es Bier, und hier ist ´ko Bier´.“
Wem in Deutschland war Tichau als Herstellungsort eines hervorragenden Bieres unbekannt?
Vor dem Ersten Weltkrieg trank man im Ausschank der Brauereigaststätte einen Literhumpen des besten Gerstensaftes für
32 Pfennig, indem man vorher nach alter Sitte für 10 Pfennig einen Tichauer Korn, ein Produkt der Brauerei
angeschlossener Kellerei, hinter die Binde goss. Was für den Mittel- und Westdeutschen der „Nordhäuser“
war, war für den Oberschlesier der Tichauer Korn.
„Bey diesem Forbrige ist ein Stadlicher Brew Urber, den man stets wöchentlich
brewen kann, so ein stadlicher ertreget, darbey ein Malz Haus, Brew Haus, sambt einer kupfernen Pfannen und allem Brew
Gefäße.“
Das ist die älteste Eintragung im Urbarium (Grundbuch) der Standesherrschaft Pless vom
Jahre 1629, in der Zeit von Promnitzer zu Pless, die uns Kunde von einem Brauhaus in Tichau gibt.
Eine Bestallungsurkunde vom 24. Juni 1640 berichtet uns, dass der Brauer Staschken von
Zbitnela neben dem Bier „mit zwen Töpfen Brandtwein zu brennen hat“. Ein Inventar vom 24. Februar
1664 nennt „eine kupferne Braupfanne. Zwey graße Bitten sampt anderem nothwendigen Zeyge“; im
Brantweinhause sind „5 Brandweintöpfe mit Hütten und Röhren, 6 Bitten und anderes hierzu nöthiges Zeyg“.
Die Kretschams im Gebiete der Standesherrschaft hatten die Pflicht, lediglich Bier aus
der herrschaft-lichen Brauerei zu verschänken. Der „Kretschambereiter“ nimmt nicht nur Bestellungen
entgegen, sondern sucht auch nach eingeschmuggelten Getränken. Die Einführung der Gewerbe- und Handels-freiheit im
Jahre 1811 wird von den Gastwirten sehr ernst genommen. Gegen den Kretschambereiter nehmen besonders die Nikolaier
Gastwirte eine feindliche Haltung ein, indem sie ihn beschimpfen und ihm die Tür weisen. Der Absatz des Bieres ist
schlecht.
Man bemüht sich um die Herstellung eines besseren Biers. Während 1724 aus 20 Scheffeln
Gerste 100 Eimer Bier gebraut wurden, verwendet man 1824 dieselbe Menge Gerste für nur 35 Eimer. In diesem Jahr ist
bereits ein größerer Vorrat von Bierfässern zum Versand vorhanden, auch Flaschen-bier wird schon verkauft. Der von
den Bauern angepflanzte Hopfen entspricht nicht mehr den Anforderungen. Das Brauhaus legt selbst Hopfenplantagen an.
Aber trotz der Bemühungen kommt man auf keinen grünen Zweig. Die Brauerei und
Brennerei werden in Pacht gegeben. Die Pächter richten das Unternehmen zugrunde. 1848 wird der Betrieb wieder in eigene
Verwaltung genommen, aber die politisch unruhigen Zeiten gestatten keinen Aufstieg. Im Brauhaus sieht es kläglich aus.
Dort stehen „ein kupferner Braukessel mit messingem Hahn, ein Maischbottig, sechs Seigerbleche von Gusseisen
und Löchern, eine Bierpumpe mit messinger Kugel, Ventilen und eisernem Gestänge“ und einiger
minderwertiger Plunder.
Hans Heinrich XI., „Der alte Herzog“, wie wir Oberschlesier ihn
nennen, ist der Wiederbegründer des Unternehmens, das von 1861 bis in die letzten Jahre vor dem Zweiten Weltkriege jene
Riesen-ausmaße angenommen hat, die es in der Welt berühmt machten. In stundenlangen Konferenzen mit Generaldirektor
Weigelt, Brauereidirektor Müller, dem Fürstl. Baumeister Scheinert wurden eingehend die Pläne durchgesprochen, deren
Ausführung die Brauerei von Jahr zu Jahr vorwärts-bringt. 1862 entsteht ein neues Brauereigebäude mit Sud-, Kühl-
und Waschhaus, einer Mälzerei und Malztenne, Gerstenboden usw. Der Handbetrieb weicht dem ersten Betrieb mit einer
Dampfmaschine von 16 PS. Das Jahr 1890 bringt elektrische Beleuchtung. 1893 fasst die Mälzerei schon 100 000 Zentner
Gerste, 1896 lagerten in den Kellern bereits 80 000 Hektoliter Bier.
Die Nachfrage nach Tichauer Bier in den letzten Jahren des vergangenen Jahrhunderts ist
so gewaltig, dass die Kasseler und Brieger Firmen den Bestellungen auf Transportgebinde nicht mehr nachkommen. Im Mai
1895 werden 92070 Hektoliter Bier ausgestoßen. Am 22. Juni 1896 schriebt die Brauerei einem Bierverleger:
„Herrn J. Hakuba in Beuthen OS. Wir sind infolge des über Erwarten guten Geschäftsganges
und Umbaues unserer Brauerei genötigt, unseren Bierverkauf einzuschränken. Wir werden Ihnen daher von 1. Juli d. J. ab
bis auf weiteres nur soviel Bier abgeben können, als sie im gleichen Monat vorigen Jahres nach Ausweis unserer Bücher
erhalten haben....“
Bis 1897 fahren die Bauern jährlich 30 000 bis 40 000 Fuhren Natureis an. Nun wird eine
künstliche Kühlanlage eingebaut. Für den 3. Juli 1897 lädt die Brauerei ihre Kunden zur Feier des ersten jährlichen
Bierumsatzes von 122 000 Hektolitern ein. Die im Jahre 1897 eingesetzte starke Konkurrenz durch Eröffnung des
Bürgerlichen Brauhauses in Tichau (Aktiengesellschaft)
bringt keine Hemmungen im Fortschritt der Fürstl. Brauerei. Es war Geschmacksache, das
Bier der einen oder der anderen Brauerei zu bevorzugen; beide Biere waren gleich gut. Man schrieb die hervorragende
Qualität nicht zuletzt dem geeigneten Wasser zu, das von Nikolaier Berg („Gronie“) in natürlichem Gefälle
in die Brauereien geleitet wurde.
Von 1897 bis 1908 liegt die Brauereileitung in den Händen des Direktors Moniac, dann übernimmt
sie Direktor Gautzsch. Gautzsch gebührt das Verdienst, die Brauerei mit den neuesten Errungen-schaften modernisiert zu
haben. Hier verdient auch noch Generaldirektor Dr. Nasse genannt zu werden, der dem Unternehmen stets seine hilfreiche
Hand bot. Der zweite Direktor der Brauerei, Hans Pifko, hat insbesondere in der Zeit nach der Abtretung des
oberschlesischen Gebietes an Polen die Fäden für den Vertrieb des Bieres in den Händen gehalten und der starken
Konkurrenz durch das Saybuscher („¯ywiec“) und “Okocimer“ Bier zu begegnen gewusst. Im Jahre
1914 ist der Höchststand des Bierausstoßes mit 261 608 Hektolitern erreicht worden. 1918 kauft die Fürstliche Pleßische
Verwaltung das Bürgerliche Brauhaus. Keine Brauerei in Europa war bessere.
Als im Jahr 1922 Ostoberschlesien an den Polnischen Staat fiel, wurden die Bezeichnung
„Bürgerliches Brauhaus“ auf polnisch „Browar Obywatelski“, und „Fürstliche Brauerei
Tichau “ als „Browar Ksi±¿êcy Tychy” umbenannt.
Im Rahmen dieses Aufsatzes ist es nicht möglich, den modernen Braubetrieb der letzten
Zeit zu schildern. Die 300-Jahr-Feier im Sommer 1929 entsprach ganz der Großzügigkeit des gewaltigen Unternehmens. Im
Park des Fürstlichen Brauhauses stand der Gerstensaft Tonne, und jeder Besucher – halb Oberschlesien war dort
– konnte nach Herzenslust zapfen. Der „Schoppen“ mit „Fürstlicher Brauerei Tichau 1629 –
1929“ wurde ihm obendrein noch dazu verehrt.
Wenn das Wort „Besäufnis“ zu gebrauchen auch nicht vornehm ist, so finde
ich es mit dem Beiwort „schrecklich“ als noch zu gelind, um den Ausgang der Feier einigermaßen zu
kennzeichnen.
In den weiteren Jahren erwarb die "Browar Obywatelski“, also das ehemalige Bürgerliche
Brauhaus, die Mokrski’sche Brauerei in Laurahütte-Siemianowitz (Siemianowice), modernisierte sie und braute ein
Malzbier, das in der Kundschaft großen Anklang fand.
Im Herbst 1934 setzte der Polnische Staat über den gesamten Fürstlichen Plessischen
Besitz die Zwangsverwaltung ein. Ausgenommen war die Bürgerliche Brauerei mit der Malzbierbrauerei Laurahütte-Siemianowitz,
weil ihr Aktienpaket im Depot der Deutschen Bank lag und dem Zugriff der Zwangsverwaltung entzogen war.
Mit dem Einmarsch der deutschen Truppen im September 1939 in Tichau übernahm der intakt
gebliebene Vorstand der Bürgerlichen Brauerei sofort die Weiterführung aller drei Brauereibetriebe mit dem Sitz in der
Fürstlichen Brauerei in einer Direktion. Diese wurde unter der Firmenbezeichnung „Fürstliche Brauereien AG
Tichau“ mit einem voluminösen Kapital 10 Millionen Mark ins Leben gerufen.
Hubert Heidenreich, der letzte Brauereidirektor berichtete auch über die
Entwicklung des Brauerhauses.
Nach Beendigung des Krieges übernahm wiederum der Polnische Stadt – Polska Ludowa
die wertvolle Brauereibetriebe – und wieder wurden in „Browary Ksi±¿êce Tychy” umbenannt.
Und was ist mit dem Brauereidirektor Herrn Hubert Heidenreich weiter passiert?
Es soll der Brief von Maria Katharina Fürstin von Pless, Ehefrau von Fürst Hans
Heinrich der XVII. weiter erklären:
Bayrischzell / Obb. 12-3-1946.
Liebe Frau Johanna Schütz ( Heidenreich ),
bitte entschuldigen Sie vielmals, dass ich Ihnen erst heute auf Ihren lieben Brief antworte!
Die Nachrichten, dass Ihr lieber armer Vater schon seit dem 18.1.45 verhaftet und im
Lager Moosburg ist, hat mich sehr bewegt und betrübt. Ich ahnte ja gar nichts davon, und dachte alles wäre wenigstens
in Ihrer Familie in Ordnung. Ich verstehe es absolut nicht, w a s denn eingtl. der Grund zu seiner Inhaftierung sein
mag? Haben Sie inzwischen irgend etwas in Erfahrung bringen können? - Er war doch lediglich – wie Sie ja auch
geschrieben – nur NSV-Parteimitglied seit 1.1.44!Aber w e r und wegen was könnte man ihn den denunziert haben?
Mir ist einfach unbegreiflich, denn er ist doch so ein ruhiger, besonnener Mensch, der sich stets sehr zurückgehalten
hat und niemanden etwas zu leide tat! Er tut mir zu leid und ich möchte ihm so unendlich gern helfen, w e n n man könnte!
Gerne übersende ich Ihnen die gewünschte Bescheinigung, auf der ich auch die Anschrift des Fürsten vermerkt habe.
Hoffentlich wird es Ihnen doch gelingen ihn bald zu befreien, das wünsche ich von ganzem Herzen!
Bitte halten Sie mich weiter auf dem Laufenden, liebe Frau Schütz, denn ich nehme sehr
herzlich Anteil an Ihrer aller Schicksal und sorge mich um Ihren lieben Vater, der so etwas wirklich in keiner Weise
verdient!
Gebe Gott, dass er bald wieder bei Ihnen sein darf, das wünsche ich von ganzem Herzen!
Ihnen und Ihren lieben Angehörigen viele herzliche Grüße.
In treuem Mitempfinden und Gedenken
stets
Ihre Fürstin von Pless
Ihre Durchlaucht, Maria Katharina, Fürstin von Pless
Frau J. Schütz hat mir geschrieben:
...nach der Flucht 1945 landeten meine Eltern in Ottobeuren / Allgäu. Drei Monate später
wurde mein Vater aus heiterem Himmel von den Amis verhaftet, und saß ins Gefängnis, dann Internierungslager. In meiner
Not wandte ich mich an die Fürstin Pless, mit der wir nach der Flucht bereits in Verbindung standen. Nach England
schickte ich meinen in Englisch, Brief, weil sie dort (bei der Armee) weilte. „Danach wurde mein Papa, „ohne
Kommentar“ frei – auf Grund der Bescheinigung sofort aus dem Lager Moosburg entlassen“, hat mir Frau
Johanna Schütz aus Hannover geschrieben.
Wer war Maria Katharina Fürstin von Pless?
Als bayerische Gräfin, Maria Katharina Schönborn-Wiesentheid, - liebevolle auch ´Sissy´
genannt,
fühlte sich die überzeugte und praktizierende Katholikin mit Pless und den Plesser Bürger
sehr verbunden, da ihre Mutter, die Freiin von Welczek selbst aus Laband (£abêdy bei Gleiwitz) in Oberschlesien
stammte.
Im Jahre 1924 heiratet die Freifrau Maria Katharina den Hans Heinrich XVII, Prinz von
Pless, Reichsgraf von Hochberg, Freiherr zu Fürstenstein und siedelte nach Pless über.
Die Eheleute, Familie von Pless waren die letzten offiziell in Pless Besitzer u.a. von
Tichauer Brauereien.
Fürst Hans Heinrich XVII starb am 26.1.1984 in London. Sein Bruder, Graf Alexander,
folgt ihm als V. Fürst von Pless schon schwer erkrankt und starb kurz darauf am 22.2.1984 in Mallorca.
„Unsere Fürstin“ Maria Katharina geboren am 8.9.1896 in Berlin ist in München
1994 gestorben.
Ihr Neffe, als Sohn von HH-XVII des jüngsten Bruders - Graf Bolko (23.9.1910-22.6.1936)
– Bolko Graf von Hochberg, VI. Fürst von Pless (geb. 3.4.1936) ist seitdem Chef der Familie von Hochberg. Oft aus
München fährt der Fürst nach Pless, heute Pszczyna, wo sein Großvater HH-XI ihm sein Kabinett „zur Verfügung
vorbereitet“.
Ausgewählt aus der Heimat Plesser – Land und den Brauereien, mit dem Kommentar
(Wybra³ z historii hajmatowskiego (czy domowiny) browaru i skomentowa³J) (Teil 1)
Peter Karl Sczepanek
Und aus dem zweiten Teil - aus „Die Fürstliche Brauerei Tichau“ – als
Kommentar in:
„Browary Ksi±¿êce – Tichau“ / Tychy. jetzt die Ausschnitte:
-„Historia wspó³czesna” ...
-Tak ostatecznie prys³ mit o „Piastowiczu” z Pless jako króla niepodleg³ej Polski....
I dla os³ody – urywek wierszyka z mojej publikacji: ks. Konstantyna Damrotha z koñca
XIX wieku, poety na Górnym ¦l±sku, cz³owieka przyby³ego tu do „krainy przychodz±cych i odchodz±cych”
z „Prowincji Posen” czyli wówczas nazwijmy - Poznañskiej,
Po co ¶piewam? Tak siê pytasz;
Ale wprzód mi powiedz po co -
Choæ ich ¿aden nie podziwia -
Tyle gwiazdek b³yszczy noc±?
Powiedz, po co tyle kwiatów
Kwitnie, których nikt nie zrywa?
Po co tyle ptaszków, których
Nikt nie s³ucha, ci±gle ¶piewa?
Obojêtne, czy je czytaæ
bêdzie jeden albo wielu,
Sk³adam z nich d³oñ skromn± Bogu
Po to ¶piewam przyjacielu!
Konstanty Damroth
Es folgt der Teil 2 - als Kommentar: in dem Artikel: „Browary Ksi±¿êce
– Tichau“
Wybra³ z historii hajmatowskiego (czy domowiny) browaru i skomentowa³:
Peter Karl Sczepanek