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12_04/2003

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Das oberschlesische „Salz in der Suppe“ der deutschen katholischen Kirche wird fade

Nicht umsonst wird Oberschlesien das "Land unter Kreuz" genannt, denn die Verbundenheit der Oberschlesier mit ihrer Kirche, hier der katholischen, war und ist enorm. Während in anderen Teilen Deutschlands die Bergarbeiter mehrheitlich rot waren, waren sie in Oberschlesien "schwarz", lehnten folglich jede Spielart des Sozialismus strikt ab.

In Westdeutschland galten die Oberschlesier in den Pfarrgemeinden, in denen sie nach Aus- und Umsiedlung eine neue Heimat fanden, als "Salz in der Suppe", füllten nicht nur sonntäglich die Kirchen. Davon kann heute nicht mehr die Rede sein!

Schuld daran trägt die Amtskirche, primär der Klerus vor Ort. Die kirchentreuen Oberschlesier fanden hier öfters einen saturierten festbezahlten Klerus vor (im Gegensatz zu Oberschlesien, wo es keine Kirchensteuer gab), bei dem das Wort "Seelsorge" nicht selten klein geschrieben wird.

Jeder Pfarrer oder Pastor, wie dieser im Rheinland heißt, hat zudem außer seinem Kaplan einen gut dotierten Stab von Mitarbeitern, in Gestalt von Pastoralassistenten um sich, zu denen leider auch eine Fülle von Selbstdarstellern gehört, die dann sich fast als Pfarrer gebärden.

Auf die Nerven geht den Oberschlesiern die in Deutschland nahezu überzogene Ökumene, die ihnen den Eindruck vermittelt, als ob der eigentliche Kirchengrunder nicht Jesus war. Dem Verfasser, der als Anlaufsstelle gilt, klagten junge Spätaussiedlerinnen, dass man sie gar zur ökumenischen Trauung zwingen wollte, obwohl der protestantische Partner voll eine katholische Trauung bejahte (so geschehen auch in der eigenen Gemeinde). Sie ließen sich dann in einer anderen Kirche trauen.

Auf den Geist geht den Oberschlesiern das Experimentieren im Gottesdienst, die Tendenz der vermeintlichen Moderne um jeden Preis nachzujagen. Hinzu kommt die offene, allenfalls latente Kritik des Papstes, die ja hier eine Folge des vorigen ist.

Die Mutter Gottes spielt ja nicht nur bei den Oberschlesiern, sondern auch bei Polen, den Osteuropäern und umso mehr bei den orthodoxen Christen eine eminente Rolle. Hierzulande gibt es einige Geistliche, die diese Rolle minimieren wollen, wie sie einräumen, um nicht die protestantischen Mitbürger angeblich zu provozieren. Es wurde gar v ersucht, d i e Madonna aus dem Kirchenraum ganz zu entfernen. (In der eigenen Gemeinde führte ein solcher Versuch zu Auseinandersetzungen).

Man wird heute kaum noch Aussiedler in den Laiengremien diverser Pfarrgemeinden finden. Möglicherweise betrachtet man sie gar als konservativ-störendes Moment. Oder sie resignieren von selbst. Dazu gehören viele Leute, die ihren Glauben im Atheismus demonstriert haben und dafür auch Diskriminierungen in Kauf nehmen mussten.

Umso begehrenswerter sind dann für die Oberschlesier solche Gottesdienste, in denen die Geborgenheit spürbar ist oder die Wallfahrtsgottesdienste der Oberschlesier zu St. Anna und St. Barbara.

Joachim Georg Görlich

Der Verfasser begann seine publizistische Karriere u.a. im Oppelner KATOLIK, ist Mitarbeiter deutscher kath. Publikationen und ist Ritter des Intern. Ökumen. Templerordens (IÖTO) sowie als Kirchenkomponist erfolgreich. In seiner Wahlheimat-Pfarrgemeinde spielt er - wie viele seiner Landsleute keine Rolle.


 

 


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