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10_12/2002

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„Die oberschlesische Frage“

(Teil II)

Die deutsche Regierung

Die Absicht des Komitees ging zunächst dahin, in friedlicher Weise auf Deutschland, Polen und Tschechien einzuwirken, um Oberschlesien eine selbständige politische Stellung einzuräumen und seine Neutralität ähnlich wie die der Schweiz und Belgiens zu garantieren. Die sozialistische deutsche Regierung sicherte allen Volksstämmen Deutschlands eine selbständige freiheitliche Entwickelung zu, und die unabhängigen, sozialistischen Regierungsvertreter, besonders Dr. Haase, in einer Versammlung in Gleiwitz, erklärten offen ihre Bereitwilligkeit die Eigenart Oberschlesiens zu wahren und der Selbständigkeitsbewegung keine Hindernisse in den Weg zu legen. Von der deutschen Regierung also glaubte man keine Schwierigkeiten befürchten zu müssen geschweige denn, wie es nachher geschah, eine Verfolgung dieses „Hochverrats“ mit Staatsgewalt.

Polen

Um die Stimmung der polnischen Führer und damit auch die Stellungnahme Polens zur Selbständigkeitsbewegung zu erfahren, erfolgte eine Aussprache mit führenden Personen und Vertretern der polnischen Presse. Wie es ja nicht anders zu erwarten war, erklärten die großpolnischen Vertreter ihre Unmöglichkeiten, eine solche Bewegung vorläufig zu unterstützen, da sie sich ja ein viel weiteres Ziel, die Einverleibung Oberschlesiens in Polen, gestellt hätten. Sollte ihr Plan missglücken, so war man dann gewillt,, mit allen Mitteln dafür einzutreten. Andere namhafte polnische Führer waren dem Autonomiegedanken nicht abgeneigt, glaubten aber, erst den weiteren Verlauf der Bewegung abwarten zu müssen, um danach ihre Entscheidung zu treffen. Eine Unterstützung von großpolnischer Seite war daher vorerst kaum zu erwarten. Damit war dem oberschlesischen Komitee auch der Weg nach Warschau zur Aufklärung der dortigen Regierung und von da nach Paris abgeschnitten. Der Vorwurf, man hätte Warschau absichtlich umgangen, ist also gründlich unberechtigt. Zudem befand sich Polen in dieser Zeit in so schwierigen Verhältnissen, dass es Oberschlesien kaum hätte helfen können.

Tschechien. Erste Prager Reise

Um etwas sicheres über das Schicksal Oberschlesiens zu erfahren, da die preußische Regierung darüber keine Aufklärung geben konnte, blieb schließlich nur ein Weg offen, der über Prag. Historische und wirtschaftliche gründe ließen ein Entgegenkommen in den Selbständigkeitsbestrebungen erwarten. Eine Kommission von drei oberschlesischen Vertretern entschloß sich, nach Prag zu gehen, um sich an Ort und stelle über die Stellungnahme Tschechiens und darüber hinaus die der alliierten Mächte zu vergewissern. Man muß staunen, mit welchem Scharfblick schon damals der tschechische Ministerpräsident Dr. Krqamarz die Bedeutung dieser Bewegung erfasste und welch lebhaftes Interesse er ihr entgegenbrachte!

In der Überzeugung, dass die neuerstandenen kleinen Staaten nur durch einen wirtschaftlichen Zusammenschluß sich behaupten und nur vor der Überschwemmung durch den allmächtigen internationalen Kapitalismus retten können, war er bestrebt, mit polen im guten Einvernehmen zu bleiben. Darum fürchtete er sich, für Oberschlesiens Selbständigkeit gegen den willen Polens aktiv einzugreifen, hoffte aber, durch ein autonomes Oberschlesien dem Wirtschaftsbündnis mit diesem und Polen näher zu kommen. Manche Differenzen zwischen den beiden Staaten friedlich beilegen und die wirtschaftlichen Interessen seines Landes, vor allem die notwendige Kohlenzufuhr sichern zu können. Aus diesen

Gesichtspunkten heraus fand der Autonomiegedanke Oberschlesiens bei ihm wie im tschechischen Ministerium lebhaften Anklang. Deshalb beschloß er auch, alsbald den alliierten Mächten in Paris das Programm der Selbständigkeitsbewegung Oberschlesiens zu unterbreiten, um bestimmte Nachrichten über Oberschlesiens Zukunft zu erhalten. Soviel stand jedoch schon damals fest, dass Deutschland wirtschaftlich und militärisch für immer aus der Zahl der europäischen Großmächte ausgeschaltet werden sollte. Deshalb war mit der Abtretung wichtiger Industriezentren unbedingt zu rechnen, und auch Oberschlesien wurde stark in Erwägung gezogen. Es war also ganz selbstverständlich, daß man im Prag in Erwägung dieser und auch historischer und wirtschaftlicher Gründe bemüht war, die tschechischen Interessen in Oberschlesiens geltend zu machen, um sich wenigstens alle notwendige Kohlenzufuhr für die eigene hoch entwickelte Industrie zu sichern. Ein Selbständiges Oberschlesien enthob es der Sorge in dieser Hinsicht und bot ihm noch weitere wirtschaftliche Vorteile. Darum war auf eine wohlwollende Unterstützung, soweit dies ohne Gefahr für das eigene Land möglich war, stark zu hoffen.

Th. Reginek

(zugesandt von I.Cz.,
dalyj bydzie juzas)


 

 


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