Die oberschlesische Frage
Ein Beitrag zu ihrer Geschichte und Lösung
von Th. Reginek
Alles für und durch mein Volk!
Erster Teil.
Die Geschichte der oberschlesischen Frage
Die Selbständigkeitsbestrebungen Oberschlesiens
Die Broschüre: „Selbstendiger Freistaat!“
Ende Juli 1918 wurde der Verfasser von der Schweitz aus auf den Zusammenbruch Deutschlands aufmerksam gemacht. In Frankreich
war man über die Vorgänge in Deutschland und Oesterreich ganz genau unterrichtet und erwartete bereits Anfang September den Ausbruch der
Revolution, die der militärischen Macht das Rückgrat brechen sollte. Diese Nachricht bestärkte seine Absicht, in der kommenden
Freiheitsstunde seinem oberschlesischen Volke, das kommenden Freiheitsstunde seinem oberschlesischen Volke, das schon Jahrhunderte lang die
drückende Knechtschaft ertrug, in dem Kampfe um die selbständige freiheitliche Entwickelung behilflich zu sein. Schon längst hatten die
bitteren Eindrücke und Erlebnise der Jugend- und Mannesjahre in seiner oberschlesischen Heimat, in Posen und dem übrigen Deutschland sowie
in Galizien in ihm die Erkenntnis von der unbedingten Notwendigkeit eines selbständigen, an einen größeren Staat angeschlossenen
Oberaschlesiens reifen lassen als die einziege Erlösung seines schwer heimgesuchten Volkes. Dieser Gedanke, der den meisten
oberschlesischen Volksführern sympathisch war und auch im Volke selbst bei gelegentlichen zwanglosen Ausspruchen viel Anklang fand, wurde
durch eine Broschüre „Oberschlesien, selbständiger Freistaat?!“ (Verlag „Oberschlesischer Kurier“) in die breite
Oeffentlichkeit gebracht. Um die sozialen Schäden zu heilen, schwebte dem Verfasser das Bild eines an eine größere Macht angelehnten,
sozialen Arbeiterstaates vor mit der Anteilnahme der Arbeiter an der Verwaltung und dem Industriegewinn und einer wohlausgebauten sozialen
Reform, ähnlich wie es der australische
Staat heute ist. Darum wurden in seiner ersten Schrift die sozialen Probleme Oberschlesiens ganz besonders in den
Vordergrund gerückt. Vgl. Anhang I. Auszug aus der Broschüre. Die revolutionäre Umwälzung in Deutschland, welche eine sozialistische
Regierung ans Ruder brachte, die allen Untertanen und Reichsvölkern freicheitliche Entwicklung zusicherte, berechtigte auch das
oberschlesische Volk, das Selbstbestimmungsrecht beanspruchen sowie eine seiner kulturelen und nationalen Eigenart entsprechende Selbständigkeit
anstreben zu dürfen.
Die ersten Sitzungen
Duch Vermittelung eines begeisterten Freundes des Selbständigkeitsgedankens fand am 26. November 1918 in Kattowitz eine
Zusammenkunft mit zwei Vertretern der oberschlesischen Großindustrie statt, die, im Herzen dieser Idee schon längst zugetan, sich bereit
erklärten, aktiv mitzuwirken. Das Vertrauen, welches man in Oberschlesien den beiden Herren entgegenbrachte, und die musterhaften sozialen
Reformen, die sie zu Gunsten der Arbeiter in ihren Betrieben durchzuführen bemüht waren, ließen sie für die oberschlesische
Volksbewegung geeignet erscheinen. Tags darauf kamen mehrere führende oberschlesische Persönlichkeiten in einer oberschlesischen Stadt
zusammen, wobei die Selbständigkeitsfrage gründlich erörtert und die nächsten Maßnahmen zur Verbreitung dieser Idee unter dem Volke und
einheitlicher Führung der Volksbewegung beschlossen wurden. Daß das Selbständigkeitsstreben nicht „ein plumper Schwindel einiger
politischer Querulanten“ war, wie später offiziele oberschlesische Regierungsvertreter und die hakatistischen Zeitungen es
darzustellen versuchten, ersieht man am besten daraus, dass überall wo die Autonomie Oberschlesiens erörtet wurde, sie lebhaftesten Beifal
im Volke und in leitenden oberschlesischen Kreisen fand und dass sie, unabhängig von dieser Bewegung, in drei verschiedenen Gegenden
Oberschlesiens von einflussreichen Personen offen gefördert wurde.“
Th. Reginek
aus dem alten Buch "Die oberschlesische Frage",
herausgegeben vor dem Krieg
Druck und Verlag von Leopold Nowak
Königshütte O.-S., Ringstrasse No. 4.
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