© www.slonsk.de - 03/2001

  SLONSK

Oberschlesien - Land unterm Kreuz

Ein Kalendarium der Ereignisse

 1917

Datum Notiz  Kommentar
Mai

Massenstreiks im Ruhrgebiet und Mitteldeutschland erreichen Oberschlesien. Erster Streik auf der Vereinigten Gleiwitzer Steinkohlengrube mit Forderung nach 30-Prozentiger Lohnerhöhung.

 
9.5

Freie Gewerkschaftsführung befürchtet, daß Streikbewegung im oberschlesischen Revier außer Kontrolle geraten könnte. Steigende Unzufriedenheit in der Bevölkerung über soziale Lage und unzureichende Versorgung mit Nahrungsmitteln.

 
15.5

Arbeiter des Zinkbergwerks Neue Viktoria bei Beuthen treten in den Streik (bis 24. Mai).

 
16.5

Streikbeginn auf der Grube Myslowitz.

 
21.5

Militär besetzt Neue Viktoriagrube.

 
23.5

Streikbeginn auf der Lauragrube in Chorzow. 

1.800 polnische Grenzgänger, die in den Gruben Hohenlohe, Scharley, Miechowitz und Andalusien beschäftigt sind, legen Arbeit nieder und fordern Lohnerhöhungen.

 
Juni

Infolge Preissteigerungen wiederholt Arbeitsniederlegungen.
Landrat von Pless berichtet: „Fast täglich (finden sich) in meinem Amte oder bei mir persönlich Scharen von Frauen ein und bitten um Beseitigung der Lebensmittelschwierigkeiten und um Zuweisung ausreichender Lebensmittel- und Brotmengen.“

 
2.6

Geheime Sitzung von Armeekommando VI Breslau und oberschlesischer Wirtschaft: Gefahr einer gemeinsamen revolutionären Bewegung in Oberschlesien und im benachbarten Dabrowaer Industrierevier.

 
26.6

Lebensmittelunruhen in mehreren Orten des oberschlesischen Reviers.
Am frühen Abend protestieren 3.000 Menschen, überwiegend Frauen und Kinder, vor dem Landratsamt in Hindenburg, das von der aufgebrachten Menge gestürmt wird. Warenläden werden bis nach Mitternacht geplündert. Landrat fordert Infanterie aus Gleiwitz an.

 
27.6

Gleiwitzer Huldschinsky-Werke werden bestreikt.

 
28. 6

In Gleiwitz: 4.000 Arbeiter streiken. Gegen Mittag demonstrieren 10.000 Menschen für Lohnerhöhungen. Nachmittags werden Läden auf der Wilhelmstraße und in der Altstadt geplündert. Zusammenstöße von Militär und Demonstranten. (Später werden 60 Demonstranten zu Gefängnis- und Zuchthausstrafen von bis zu fünf Jahren verurteilt. Insgesamt werden 653 Personen strafrechtlich belangt.)

 

Juli

Im oberschlesischen Revier sind 9.000 Grenzgänger aus dem polnischen Grenzgebiet beschäftigt sowie 30.000 zwangsarbeitende Kriegsgefangene (überwiegend polnischer Nationalität).

 
1.7

Unruhen wegen Preissteigerungen in Beuthen und Schwientochlowitz.

 
2.7

In Schwientochlowitz versuchen Frauen und Arbeiter die Gemeindeverwaltung zu stürmen. Auch hier werden Kolonialwarenläden geplündert. „Mehrere tausend“ Menschen demonstrieren abends in der Innenstadt.

 
3.7

Abends Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten in Schwientochlowitz. Die Gemeinde fordert das Militär an. 

 
5.7

Die deutschen Gewerkschaftsverbände und die Polnische Berufsvereinigung (ZZP) distanzieren sich in einer gemeinsamen Erklärung von den „wilden Streiks“ in Oberschlesien. 

 
7.7

7.000 Bergarbeiter bestreiken 17 Gruben. 

 
11.7

11.000 Kumpels haben in 20 Gruben Arbeit niedergelegt. 

 
18.7

In Oberschlesien weitgehend Ruhe wiederhergestellt.

 
21-27.7

Polnische Nationaldemokraten tagen in Moskau und fordern Zerschlagung des „Preußischen Militarismus“ und Vereinigung aller polnischen Länder.

 
22.7

Jozef Pilsudski wird verhaftet und in Magdeburg interniert.

 
November
7.11

Oktoberrevolution

 

Dezember
10.12

Wojciech Korfanty im Preußischen Abgeordnetenhaus: „Wir Polen leiden an keinem Nationalismus. Unser Nationalismus ist wahrer Patriotismus. Wir wehren uns [nur] gegen die brutale Unterdrückung, der wir ausgesetzt sind.“