Aus dem Buch “Schlesische
Reminiszenzen” (1999 Herausgeber – Peter Karl Sczepanek) – Fragment - Priester Dr. Emil Schramek Priester Dr. Emil Schramek als Seelsorger - vom Ebf Damian Zimon / Katowice |
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Peter Karl Sczepanek |
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Der römisch-katholiche Priester Emil Schramek, in den Vorkriegsjahren Pfarrer der
Marienkirche in Kattowitz, war nicht nur ein vorbildlicher Seelsorger, sondern auch Vorbild sozialer Gerechtigkeit und Förderer
schlesischer Kultur. Zum 55 Jahrestag seines Todes erschien im Jahre 1996 ein Buch, das das Leben und
Wirken dieses heldenhaften Märtyrers beschreibt. Er nimmt oft an Arbeiterversammlungen teil, wie zum Beispiel in der Tichauer
Autofabrik, oder auf der Kohlengrube „Wujek” in Kattowitz. Dieser Erzbischof ist auch Streiter im Namen der
„Solidarität” und Kämpfer für die Strukturen der Kirche im neuen christlichen Europa von Morgen. |
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Priester Dr. Emil Schramek als Seelsorger - vom Ebf Damian Zimon / Katowice Am 13. Januar 1942 im Konzentrationslager Dachau wurde der Priester Emil Schramek von faschistischen Schergen ermordet. Krank und fiebernd mußte er bis zur Bewußtlosigkeit unter einem Strahl kalten Wassers stehen. Bis zu seinem Lebensende war er das Vorbild eines Hirten, der sein Leben für die ihm anvertrauten Schafe hingab. Er starb im Namen der Verteidigung christlicher Menschenrechte. Er kann für einen Beschützer eines jeden Menschen, der wie wir heute in schweren Zeiten lebt, genau so wie für den hl. Maximilian Kolbe und seligen Bischof Michael Kozal, gelten. Nun geht es uns darum, daß Priester Emil Schramek in die Reihen der Seligen unserer Kirche aufgenommen werden kann. Emil Schramek wurde 1887 in Tworkau bei Ratibor geboren. Er war 8 Jahre alt, als sein Vater, August, nach Amerika auswanderte um Arbeit zu suchen. Von nun an fiel die Last der Erziehung und der Unterhalt der Kinder auf die Schultern der Mutter Josephine Kandziora. Der spätere Priester hatte seiner Mutter nicht nur religiöse Erziehung, sondern auch das Gefühl der Zusammenhörigkeit mit dem polnischen Volk zu verdanken. Emil las in seiner Jugendzeit viel polnische Bücher und lernte das Vaterunser in polnischer Sprache. Seine Mutter war ihm immer ein geistiges Vorbild, und sie war es auch, die den Emil zur priesterlichen Laufbahn bestimmte. Der Lebenslauf des Priesters Emil Schramek ist typisch für eine schlesische Familie des bürgerlichen Mittelstandes der 19. und 20. Jahrhundertwende in bezug auf christliche Erziehung und geistliche Vollkommenheit. Emil Schramek hat sich auch aufgrund seiner Tätigkeiten und Verdienste einen immerwährenden Platz in jedem Lexikon erworben. Emil Schramek war nicht nur Kaplan. Er war auch Volksvertreter, Publizist, Gelehrter, Kunsthistoriker, und vor allen Dingen ein hervorragender Seelsorger. Seine Verdienste auf diesem Gebiet möchte ich hier bekanntgeben. Im Jahre 1911 erhielt Emil die Priesterweihe in Breslau aus der Hand des ehrwürdigen Kardinals Georg Koppe. Die Primitionspredigt hielt Pfarrer Johann Bana¶ aus Lubowitz bei Ratibor, der Geburtstätte Eichendorffs. Nach der Priesterweihe wurde Emil Schramek als Kaplan nach Mechtal bei Beuthen O/S geschickt. Sein erster Pfarrer war Johann Kuboth welcher als Baumeister vieler Kirchen und Kapellen bis heute bekannt ist. Ein Jahr später wurde er als Vicarius nach Tichau in die Kirche der heiligen Maria Magdalena versetzt, wo als Pfarrer Johann Kapica, einer der eifrigsten Prediger und Nüchternheitsapostel, tätig war. Die Zusammenarbeit der zwei Priester war vorbildlich, und bald verband sie eine persönliche Freundschaft. Emil Schramek hatte die eigentümliche Eigenschaft in einfachen und volkstümlichen Worten das Herz des oberschlesischen Volkes zu ergreifen Während eines Treffens mit der Kinderschar in Tichau zitierte er einen selbst geschriebenen folkloristischen Vers (zugegeben von dem Verfasser) : „Ein Hahn, eine Gans, eine Ente und ein Auerhahn Jene Tichauer Pfarrei hatte 7000 Gläubige zu betreuen und der neue Vicarius stürzte sich mit großem Eifer in seine Arbeit. Trotz großer Verpflichtungen auf diesem Gebiet fand er auch Zeit seine Doktorarbeit zu schreiben. Das Thema dieses Werkes betraf das Kollegiat des Heiligen Kreuzes in Oppeln. Im Jahre 1914 bestand er mit Auszeichnung das Doktorexamen. Die Inaugural - Dissertation zur Erlangung der theologischen Doktorwürde der hochwürdigen katholisch-theologischen Fakultät der Schlesischen Friedrich - Wilhelms - Universität Breslau wurde von Emil Michael Schramek, Kaplan in Tichau, Kr. Pleß vorgelegt. Sein Vortrag, welcher mit Genehmigung der Fakultät am 28. Januar 1915 mittags 12 Uhr im Sitzungssaal der Universität stattfand, behandelte die: „Zehntformen in Schlesien.” Nun widmete er sich mit großem Eifer der Geschichte seines Heimatlandes und dessen Geschehnissen welche später viel Ausdruck in seinen Büchern fanden. Außerdem verstand er es meisterhaft jene Forschungen mit den Pflichten eines Seelsorgers zu verbinden. Der Ausbruch des I. Weltkrieges brachte viele politische Veränderungen in Europa mit sich, von welchen Oberschlesien nicht ausgeschlossen war. Im Jahre 1917 wurde der Kaplan Emil Schramek in die Kirche des hl. Adalbert nach Nicolai versetzt. Als Seelsorger gewann er hier bald einen guten Ruf. Außerdem verwandte er viel Zeit für den Aufbau und die Tätigkeit vieler Volksvereine vor allem während der polnisch-oberschlesischen Aufstände und der Volksabstimmung im März 1921. Sein Auftreten war immer selbstbewußt, sicher, und es wirkte beruhigend auf die Volksgemüter. Mit politischen Betätigungen hatte er nichts zu tun. Die Anschließung eines Teiles Oberschlesiens an Polen erlebte Emil Schramek in Nicolai an der Seite des neuen Pfarrers Aleksander Skowroñki, wo er bis zum Jahre 1923 verweilte. In diesem Jahre wurde er auf kurze Zeit als Kanzler der apostolischen Verwaltung für das polnische Oberschlesien berufen. Die Bulle des Papstes Pius XI. unter dem Titel „Vixdum Poloniae unitas” aus dem Jahre 1925 rief eine neue Organisationsverwaltung der katholischen Kirche in Polen ins Leben. Das Kattowitzer Bischoftum wurde auch neu organisiert. In dieser Zeit verließ Pfarrer Teodor Kubina seine Pfarrei der Marienkirche in Kattowitz, um in Tschenstochau den Bischofsstuhl einzunehmen. Seinen Platz als Pfarrer der Marienkirche in Kattowitz nahm Emil Schramek ein. Am Anfang seiner neuen Tätigkeit, im Juli 1926, vertiefte er sein theologisches Wissen bei den Jesuiten in Dziedzice. In Zukunft suchte er immer Rat bei den Jüngern des heiligen Ignatius von Loyola. Emil Schramek hatte immer das Bedürfnis geistiger Vollkommenheit was großen Einfluß auf sein Wirken als Seelsorger hatte. Die Pfarrei der Marienkirche in Kattowitz hatte keinen leichten Stand. In den Großstädten Oberschlesiens spielte das Deutschtum eine große wirtschaftliche Rolle, da jene Erde jahrhundertlang zu Deutschland gehörte. Das mußte auch der Pfarrer Schramek in Betracht ziehen. Er mußte die polnischen Katholiken um sich scharen, konnte aber auch die deutschen nicht vernachlässigen, denn nach dem Genfer Abkommen hatten jene das Recht ihren katholischen Glauben in deutscher Sprache auszuüben, (das heißt: Meßfeiern, Beichte in dieser Sprache). Dank seiner Bildung und kulturellen Eigenschaften war Emil Schramek dieser Aufgabe gewachsen, wobei er niemals vergaß das Polentum in seiner Pfarrei zu festigen. Der Pfarrer verstand es auch meisterhalt, die Unterschiede und Meinungsverschiedenheiten zwischen den einheimischen Schlesiern und den Zuwanderen aus Zentralpolen zu beseitigen, und es zu einer Einigung zu bringen. Als Polen die Unabhängigkeit gewann, fand ein großer Zufluß vor allem von polnischen Beamten und Vertretern der Intelligenz aus Zentralpolen nach Oberschlesien statt. Das brachte Streitigkeiten und Mißverständnisse zwischen den beiden Völkergruppen mit sich. Die Neuangekommenen konnten deutschen Einfluß, Strukturen und deutsche Gesellschaftsformen nicht verstehen, welche vor allem in Kattowitz die Oberhand hatten. Sie verstanden weder die Vergangenheit dieser Industrieregion, noch die Mentalität alteingesessener Einwohner. Das alles brachte große Konflikte mit sich, welche aber Pfarrer Emil Schramek zu schlichten wußte.In seiner Tätigkeit als Seelsorger vermied er alles, um nicht in den Verdacht zu geraten, separatistische Ziele zu verfolgen und zwischen den Gläubigen Uneinigkeit zu enstehen zu lassen. Wo es aber galt Ungerechtigkeiten zu beseitigen, welche vor allen Dingen das oberschlesische Volk in der Zeit der allgemeinen Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit betrafen, stand Emil Schramek mutig seinen Mann. Jene Volksprobleme, die zwischen den Deutschen und Polen an der Tagesordnung waren, bereiteten dem Pfarrer, der in der Stadtmitte gelegenen Marienkirche große Schwierigkeiten. Jene brachten aber auch politische und wirtschaftliche Mißverständnisse, welche aber Pfarrer Emil Schramek in seinen Predigten hart bekämpfte und die wahren Urheber ans Tageslicht brachte. Seine Rede die er am 3 Mai 1932, einem polnischen Nationaltag, vor dem Wojewodschaftsgebäude in Kattowitz im Beisein von weltlichen und kirchlichen Machthabern hielt, ist in die Geschichte eingegangen. Diese Rede war lange Zeit ein Gegenstand vieler Debatten im polnischen Sejm, in den Zeitungen sowie in politischen und kirchlichen Kreisen. Die Pfarrei der Marienkirche unter der Leitung des Emil Schramek führte auch eine groß angelegte Hilfsaktion für Arbeitslose, Kranke und anderen hilfsbedürftigen Menschen durch. Auf der Krasinskistraße Nr 5 befand sich die Leitstelle des „Caritas” und 2 Eigenheime für Arbeitslose. Die Pfarrei betreute auch die Bahnhofshilfsmission, führte eine Küche für Arbeitslose und nahm sich jener kranken Menschen an, die ihre Wohnung nicht verlassen konnten. Besonderen Eifer auf diesem Gebiet legten die Klosterschwestern der heiligen Elisabeth an den Tag. Ebenfalls die sogenannten Grauen Schwestern, welche 2 Krankenhäuser mit insgesammt 660 Betten in ihrer Obhut hatten. Einmal im Jahre wurde ein „Tag für Kranke” veranstaltet und jeden Monat eine Messe für Notleidende. Die Einkommen jener Veranstaltungen kamen nur den Hilfsbedürftigen zugute deren Zahl in jeder Großstadt des oberschlesischen Industriegebietes ständig zunahm. In der Pfarrei der Marienkirche befanden sich immer Gläubige, die zu jeder Zeit dieser Hilfsaktion mit Rat und Tat beistanden. Das Seelsorgeamt war die Hauptaufgabe des Pfarrers Emil Schramek. Er stellte große Ansprüche an sich selber, verlangte aber auch von anderen Hingabe, Verantwortung, Disziplin, Verständnis und Opferbereitschaft zum Wohle der Pfarrei und ihrer Gläubigen. Er war auch in einer großen Anzahl von katholischen Vereinen tätig. Aus jenen Gesellschaften kamen jene Tatfreudigen hervor, die nachher in der ganzen Wojewodschaft Kattowitz derartige Vereine gründeten. Aus dem Protokol des Bischofs Stanislaus Adamski, der im Jahre 1932 die Pfarrei der Marienkirche visitierte, geht hervor: „Ich habe den Eindruck gewonnen, daß die Anzahl der katholischen Vereine zu groß sei. Doch das Ausmaß einer weit verzweigten Krone eines alleinstehenden Baumes kann ihm nur zum Guten gedeihen, wenn er nur immer wieder Früchte trägt. Mag es in dieser Kirche immer, wie in einem Ameisenhaufen, arbeitsam zugehen, und im Vereinshaus soll gute Stimmung und Fröhlichkeit herrschen. Unsere Lieder mögen weit über die Dächer der Stadt erklingen. Es soll viel gebetet werden, und auch für lehrreiche Spiele muß Zeit gewonnen und über das alles möge unsere Schutzpatronin ihre glorreiche Hand halten.” In seinem Seelsorgeamt gewann Pfarrer Emil Schramek einen weitgehenden Ruf als Gelehrter, wobei er in dieser Hinsicht immer eifrig nach Neuigkeiten suchte. Auf diesem Gebiet befaßte er sich vor allem mit dem Einfluß der katholischen Kirche auf die Geschichte Schlesiens. Hierbei hob er hervor, daß die Religiösität der Schlesier der Grundstein ihrer Volkszugehörigkeit und ihrer gesellschaftlichern Form war, wobei die Kirche viel zur Erlangung der Unabhängigkeit beitrug. Er war auch eifrig bemüht, schlesischen Religionseifer auf das Gemüt der polnischen Einwanderer zu übertragen. Seine Aufgabe bestand auch darin, eine neue schlesische Volksgesellschaft zu bilden welche in dieser Region nicht nur Arbeit, Brot und Wohnung zu schaffen hatte, sondern daß auch die kommenden Geschlechter in Oberschlesien eine immer nährende und eigene Heimat finden sollten, mit allen Gefühlen der Zugehörigkeit zu dieser Erde. Nach seiner Meinung ist es nicht vorteilhaft, in Oberschlesien zu leben und zu arbeiten und mit seinen Gefühlen mit einer anderen Region verbunden zu sein. Zu den Überlieferungen der katholichen Kirche in Schlesien gehörte es immer, den Eifer und die Strebsamkeit seiner Gläubigen zu fördern. Hier geht es nicht um politische Angelegenheiten, sondern um die Feststellung christlicher und menschlicher Eigenwerte. Alle diese Werte im Zusammenhang sollen dazu beitragen, auf schlesischer Erde eine Volksgemeinschaft zu bilden, welche mit allen Fasern seines Daseins sich mit Schlesien verbunden fühlt. Nur so eine Volksgemeinschaft mit eigener Heimat kann eine bedeutende Rolle im Rahmen des Vaterlandes Polen spielen. Dr. Emil Schramek hat auch viele Bücher herausgegeben. Eines der bedeutensten ist das Buch unter dem Titel: „Schlesien als soziologisches Problem” welches 1934 herausgegeben wurde. Das Werk umfaßt nicht nur den Teil Schlesiens, der nach dem I Weltkrieg Polen zufiel, sondern das ganze Land. Dieses Buch erregte großes Aufsehen, wobei hier hervorgehoben werden muß, daß die dort behandelten Probleme bis heute in Schlesien an Gültigkeit nichts verloren haben. Dr. Emil Schramek veröffentlichte in vielen Zeitschriften aufsehenerregende Artikel über die Geschichte und das Wirken der katholischen Kirche in Schlesien. Die Ergebnisse seiner Forschungen auf diesem Gebiet fanden auch in vielen seinen Predigten ihren Ausdruck. In seinen Forschungen und Werken befaßte er sich auch mit dem Stand der Kultur in Schlesien. Schramek war auch ein eifriger Sammler alter Bücher und Schriften, schon seit seiner Jugendzeit. Hier muß aber leider festgestellt werden, daß mit dem Tag seiner Verhaftung durch die Gestapo seine gesammte Sammlung vernichtet wurde. Er unterhielt auch gute Verhältnisse und Kontakte mit Gelehrten und Menschen, die sich in der Kultur einen Namen gemacht haben, und er nützte deren Erfahrungen in seinem Seelsorgeamt aus. Dr. Schramek hatte auch großen Anteil an der Renovierung der Marienkirche in Kattowitz. Ihm haben wir es zu verdanken, daß an diesen Arbeiten solch berühmte Künstler wie Joseph Unierzyski, Adam Bunsch und Boguslaw Langman teilnahmen. Außerdem bestellte er bei bekannten Kunstmalern eine Reihe von Gemälden, die verdiente schlesische Geistliche darstellen. Große Verdienste erwarb er sich auch an dem Bau der Kathedrale in Kattowitz. Kurz vor dem Ausbruch des Krieges bestellte er bei Adam Bunsch für das Presbiterium der Marienkirche Vitragen, in Blei gefaßte Kunstfenster, welche nach seiner Ansicht das Ende der Welt darstellen sollten. Zur Ausführung dieser Pläne aber kam es nicht. Nur Zeichnungen geben noch ein Zeugnis davon ab. Seine vom Patriotismus durchdrungene Tätigkeit in seinem Seelsorgeramt, unaufhörliche Polonisierung des Volkes, seine Verdienste auf dem Gebiet der Kultur in Schlesien und sein Handeln während der Aufstände waren der Grund dafür, daß Emil Schramek schon lange vor dem Krieg sich auf der Personenliste der Gestapo befand, die für die Einweisung in ein Konzentrationslager bestimmt war. Während des Überfalls Hitlersdeutschlands auf Polen im Septemer 1939, als der größte Teil der polnischen Intelektuellen ihr Land verließen, blieb der Pfarrer Emil Schramek auf seinem Posten, weil er die ihm anvertraute Herde der Gläubigen nicht allein lassen wollte. Als Pfarrer und Mensch, welcher die Menschenwürde als höchstes Gut betrachtete und immer bestrebt war nach den Gesetzen des Rechtes zu leben, glaubte er, daß die neuen Besatzungsbehörden nach den gleichen Grundsätzen handeln werden. Hier aber irrte sich der Glaubensstreiter. Am 8 April 1940 wurde er von der Gestapo verhaftet und in das Konzentrationslager Dachau gebracht, aus welchem er nie mehr zurückkehren sollte. Der Leidensweg des Pfarreres Emil Schramek führte ihn auch nach Gusen, von dort aus nach Mauthausen, um erneut nach Dachau gebracht zu werden. Bis zu seinem Lebensende in Dachau war Emil Schramek ein leuchtendes Vorbild für alle Geistlichen, vorbildlicher Pole voller Menschenwürde und mit immer währender Opferbereitschaft für seine Leidensgenossen und Mithäftlinge. Wie aus den Worten des Bischofs Stanislaus Adamski hervorgeht, gehörte der „Pfarrer Dr. Emil Schramek zu jenen Geistlichen, der von seinen Mithäftlingen wie ein Heiliger betrachtet wurde”. Es bestehen heute noch ungefähr 30 Briefe, welche Emil Schramek während seiner Haftzeit schrieb. Es sind einfache Schreiben, da sie der Lagerzensur unterworfen waren, zeugen aber von einer Geistesgröße des Pfarrers und seinem unerschütterlichen Glauben an Gott. Seinen Trost suchte er immer im Gebet, bei innerlicher Ruhe und gänzlicher Hingabe zu Gott. Seine Leiden nahm er auf als Sühne für vieles moralische Unrecht, das die Menschen begangen hatten. Im Lager predigte er seinen Leidensgenossen, daß die Leiden keinen Beweis dafür seien, daß es keinen Gott gäbe. Auch dürfe es nicht als Last betrachtet werden, das die Menschen unwürdig macht. Unsere Leiden seien eine Gnade unseres Herrn, der am Kreuze starb und uns an seinen Schmerzen teilhaben läßt. In Anbetracht dieser Worte nahm Pfarrer Emil Schramek seinen Aufenthalt im Konzentrationslager als eine besondere Gnade Gottes auf. Ende Juli 1940 schrieb er aus dem Lager Mauthausen „Betet viel für mich”, und in einem Brief von September desselben Jahres heisst es: „Ich habe mein Seelenheil gefunden und bin Gott ergeben. Betet für mich so wie ich für Euch bete. Ich hoffe, daß wir uns wiedersehen werden”. In dem Brief vom 15 Dezember 1940 steht zu lesen: „Ich bin wieder in Dachau mit den selben Priestern zusammen. Betet für uns.” Im Januar 1941: „In der Zeit der Kolende denke ich immer an Euch, und ich segne alle meine Pfarreigläubigen insgesamt und jeden persönlich. Die Geisteszugehörigkeit ist sehr stark in mir vertreten”. Zwei Wochen später heißt es: „In meiner Seele befindet sich Freude und ewiger Glauben. Beten wir gemeinsam vor allem um das Himmelsreich, das andere wird sich von allein ergeben”. Am 6 April 1941 schrieb er: „Wir haben schon Frühlingswetter. Ich bin gesund und mein Herz beflügeln Ostergedanken. Schade nur, daß ich die Orgel der Marienkirche nicht hören kann, aber im Geiste bin ich mit Euch und singe das „Halleluja”. Grüßt alle herzlich von mir” Einige Wochen später: „Möge Euch der Heilige Geist erfreuen und stärken. Mit allen, die mit mir beten, stehe ich immer in geistiger Verbindung. Haltet aus im Gebet möge Euch Gott in seiner Obhut haben! Im Juni des Jahres 1941 steht: „Eure Sorgen teile ich mit Euch, und bin ständig im Gebet, welches uns alle verbindet”. In einem Brief vom September 1941 erscheint schon ein Gedanke an den Tod. „Für Eure Gebete bin ich sehr dankbar. Ich segne Euch von Herzen, und alle, die es gut mit mir meinen. Ich sehne mich nach einer Rückkehr - habe aber keinen Einfluß darauf. Ich vertraue der göttlichen Vorsehung.” 3 Tage vor seinem Tode schreibt er an seinen Nachfolger in der Marienkirche, Pfarrer Wilhelm Pniok: „Mein lieber Wilhelm! Mit dem Jahre 1942 verbinde ich große Hoffnungen. Ich bin Gott sei Dank gesund, brauche aber Eure Gebete. Ich bitte um weitere Gebete denn die Gebete eines Gerechten haben viel Erfolg. In Hoffnung auf ein freudiges Wiedersehen verbleibt in Christus Euer Emil. Pfarrer Emil Schramek schrieb seine Briefe nach den Vorschriften der Lagerdisziplin. Deshalb konnte er nicht alle Leiden und Ungerechtigkeiten, die ihm widerfahren waren, aufs Papier bringen. Seine Briefe sind an die Verwandten gerichtet und vor allen Dingen an seine Nichte, Ma³gorzata Hanus. Sie war es auch, die im Jahre 1982 jene Briefe an das Archiv der Diözese Kattowitz übergab. Die Lagerbriefe des Pfarrers Emil Schramek sind ein Beweis des ewigen Glaubens eines polnichen Priesters, welcher den Märtyrertod in Dachau erlitt. Diese schwere Zeit verbrachte er im unerschütterlichen Glauben an Gott, verlor jenen auch nicht auf seinem Wege nach „Golgotha.” Am Anfang seiner Priesterlaufbahn schrieb er auf eines seiner Primitionsbilder: „Betet, auf daß der Herr meine und Eure Opfer aufnimmt. Gott der Allmächtige.” Dafür hatte er immer gebetet, und Gott hatte am Ende sein Opfer angenommen. Das war das die Tot eines Seelsorgers der seine Seele aufgeopfert hat. Ein Schlesier, ein Patriot und mit seiner Heimaterde verbundener Gelehrte. Der Pfarrer Dr. Emil Schramek gehörte zu den größten polnischen Seelsorgern in Oberschlesien der Vorkriegszeit. Als Seelsorger stand er gleichzeitig an der Spitze polnischer Intellektueller und war Kulturträger in Oberschlesien. Er hatte gewußt, daß Schlesien für Menschen nicht nur ein Arbeitsplatz ist, sondern daß auf dieser Erde ein jeder im Kampf um die Erhaltung christlicher Menschenrechte und innerlichen Gleichgewichts auf dem Gebiet der Kultur die Vollkommenheit erlangen kann. Ob heute, in einer Zeit politischer Freiheit dieser Kampf schon beendet ist? In einer Zeit, in der aus dem Westen Gedanken der Gleichgültigkeit unserer Kirche gegenüber kommen, die sich in Polen bemerkbar machen, sollten wir das Leben und Wirken des Priesters Emil Schramek zum Vorbild nehmen. Eine Wirtschaftskrise kann früher oder später überwunden werden. Jene Krise des freien Glaubens und der Freiheitsphilosophie, die den schon schwachen Glauben unseres Volkes noch mehr erschüttert, ist nicht leicht zu überwinden. An der Marienkirche und im Schlesischem Seminarium in Kattowitz sind heute Gedenktafeln – die Werke von dem berühmten oberschlesischen Bildhauer der Neuzeit, Zygmunt Brachmañski – angebracht worden. Sie sollen uns die leuchtende Gestalt des Priesters Emil Schramek für immer in Erinnerung bringen. Aquarell Nr.15 – 9 vom oberschlesischen Maler Ireneusz Botor: Emil Schramek war in Oberschlesien nicht nur Kaplan. Er war auch Volksvertreter, Publizist, Gelehrter, Kunsthistoriker und vor allen Dingen ein hervorragender Seelsorger. Nun geht es uns darum, daß Priester Emil Schramek in die Reihen der Seligen unserer Kirche aufgenommen werden sollte. Er war ein Opfer, der einen Sieg gebracht hat. Großer Schlesien Kenner, der das Trilateralles-prinzip in Schlesien repräsentiert hat. P.K.S. Übersetzung von dem Buch „Victor – quia Victima“ Peter Karl Sczepanek
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